La Nièce / I can’t read and I can’t write.

An das Tin Machine-Konzert in Huxley's Neuer Welt damals erinnere ich mich irgendwie gar nicht mehr richtig. An das Jahr vielleicht gerade noch so: '91? Weiß nur noch, wie ich die Hammerer-Sisters dabei beobachtete, wie sie direkt nach der Zugabe links neben der Bühne im Backstage verschwanden, und ich dachte: ja, klar – die nu wieder! +++ Liebe Tamara! Alles Gute zu Deinem Geburtstag! Hoffe, mein Geschenk ist noch rechtzeitig angekommen. Wenn nicht, is' egal. Wahrscheinlich bist Du eh aber in München? Körbchengröße C passt? Als Onkel guckt man da ja nicht so hin...! Liebe Grüße vom Riesenarschloch aus Berlin jedenfalls (aka Onkelchen aka Blödi aka Gut siehst du aus)! +++ Ben Hamilton schaffte es gestern, sogar mich, als den unangefochtenen (?) Ben Hamilton-Konzerte-Weltrekordhalter, zu überraschen. Bis gegen Ende spielte er ausschließlich neue Songs. Nichts zum Mitsingen also, und das Feuerzeug blieb in der Tasche. Der Sound war jetzt nicht wirklich so ganz asterbohne, und Bens Stimme ging da leider doch ziemlich unter: aber Your Devine, eine bewegend dramatische Nummer, da war sich auch meine Begleiterin einig, ist schon jetzt ganz klar mein Song des Jahres! +++ Die tagtäglichen Blog-Posts hier werden ja immer autobiografischer?! Als ginge mein Leben dem Ende entgegen, und ich wollte der Welt krampfhaft noch irgendwas hinterlassen. Oder es sind selbst entworfene Verhaltensmaßregeln: 'Sex haben' sagt man nicht mehr, und so’n Scheiß. Klopft da schon der Hamburg-Heiner an meine Tür? Blacky Fuchsberger vielleicht oder Horst Mahler? +++ Die erste Tin Machine erschien '89 und war, neben Doolittle der Pixies, Soundtrack zu meinem großartig angelegten, ersten Sommer in West-Berlin. Bowie hatte da einen recht radikalen Bruch hingelegt, und daran musste ich denken, als Ben Hamilton gestern mit Neil Reynolds und Paul Bonin, seinen Mitstreitern von früher an Gitarre und Bass, im Kingkongklub auf die Bühne ging.

Foto: Tamara G., München © KvK, 2001

Herzlichen Glückwunsch / Besser geht's nicht.

Als ich '97 bei der Berliner Zeitung seinerzeit vorstellig wurde, hatte ich zwei Jahre zuvor gerade erst wirklich angefangen, zu fotografieren, und war sozusagen jeden Tag und auch jede Nacht mit der Kamera durch Kreuzberg gerannt. Auf Vermittlung Carmen Bökers, mit der ich gerne im Pinguin Club in Schöneberg abhing, wurde ich der, historisch gesehen, angeblich erste bezahlte Fotopraktikant beim Berliner Verlag. Es gab eine Handvoll Fuji-Nutten, wie Abini und Carmen von der Kultur sie gern nannten, die täglich mit Aufträgen versorgt werden mussten: Paulus Ponizak beispielsweise, der immer die Leica M6 um den Hals hängen und asiatische Wurzeln hatte. Für den alle schwärmten, weil er ganz einfach die besten Bilder machte und nebenbei ziemlich cool war. +++ Dann gab es Wulf Olm, einen schrulligen Vogel, ehemaliger Fotochef, der seit Gründung der DDR hier beschäftigt war. Der mit klugen Ratschlägen nervte und seine Zeit ansonsten am liebsten in Karlshorst bei seinem Pferd und den Trabern verbrachte. Eine wandelnde Anekdote und auf seine Art liebenswert. Längst nicht mehr unter uns. +++ Mit Markus Wächter hatte ich letztlich am meisten zu tun. Ein stiller, ernsthafter Typ, bei dem man nicht wusste, was er so trieb, wenn er nicht gerade zu einem Fototermin unterwegs war. +++ Dann auch noch Schorsch, einen Griechen, der die Eurokrise damals schon kommen sah und glaubte, ich wolle ihm seinen Job streitig machen. Schorsch war ein Mobber der echt üblen Sorte. +++ Und, last but not least, war da Maik. Maik F.*, dessen herausragendste Eigenschaft es war, Jack Nicholson auf erschreckende Weise ähnlich zu sehen, sobald er sich eine Pilotenbrille aufsetzte und die Zähne zum irrsinnigen Grinsen fletschte. Auch Jack ging mir bald auf den Sack: Am 24. April musste Jack zu Fuß bei der nervigen ÖTV-Demo vom Arsch der Welt bis zum Breitscheidplatz mitlaufen und knipsen, was das Zeug hielt. Da ich zur gleichen Zeit gerade am Zoo war, sollte ich spaßeshalber auch kurz auf der Abschlusskundgebung vorbeischauen und ein paar Bilder mitbringen. Ich machte nicht mal den Film voll und brachte es zum Aufmacher der Berlin-Seiten, für den es immer ein nettes Extrahonorar gab. Jack Nicholson, der sich den ganzen Tag ans Bein gebunden hatte für diesen Scheiß, flog übers Kuckucksnest, und ich heimste die Lorbeeren ein. Danach war nicht mehr gut Kirschen essen mit ihm, dem Badenser. +++ Als meine Zeit endlich ablief, empfahl Paulus Ponizak mich bei der BZ, und so landete ich in einer der Fotoredaktionen im Springerhochaus. Aber irgendwann ging ich auch dort nicht mehr hin. +++ Liebe Anke! Herzlichen Glückwunsch heute erstmal nur online: Die Post in der Ritterstraße hat die Spätleerung gestrichen! Ist für mich eh über kurz oder lang die Zukunft, da machen wir uns mal nichts vor: Online! Freue mich auf das neue B&G! +++ P.S.: Ben Hamilton heute live im Kingkongklub, Brunnenstraße 173, 21:00 Uhr. Mitte. +++ Whatever happened to Corey Haim?

Foto: Blick aus der Fotoredaktion, Karl-Liebknecht-Straße 29 © KvK, 1997
Lyrics: Whatever happened to Corey Haim © The Thrills, 2004
* Name geändert (?)

Blind Date / Ich leg mich dann jetzt mal aufs Sofa.















Sonntag im alten Berliner Westen: Am 17. Juni ziehe ich kurz in Erwägung, dem selbstgefälligen Flohmarktverkäufer eins auf die Schnauze zu hauen, gehe um 16:45 Uhr dann aber doch lieber spontan in die Sechzehnuhrdreißigvorstellung im Cinema Paris am Kurfürstendamm. Blind Date mit einem Film, sozusagen. Ohne wirklich zu wissen, was läuft, sitze ich in Die anonymen Romantiker und spucke mir beinah vor Lachen die Cola aufs Hemd. +++ Es geht, kurz gesagt, um einen schüchternen Lyoner Chocolatier, der sich, optisch und vor allem im Regen, immer mehr in den nächtlichen Brezelverkäufer vom club49 verwandelt. Und – für die Geschichte viel entscheidender – sich heimlich und leise in seine schüchterne Angestellte verliebt. Wovor im richtigen Leben immer gewarnt wird, funktioniert hier im Film auf ganz feine und herzerwärmende Weise. +++ Das babaBerlin in der Dieffenbachstraße hatte zuvor, für mich exklusiv, den Zweitligakracher Braunschweig – St. Pauli angesetzt. Sie kochten mir Kaffee, und Eintracht gewann knapp aber nicht unverdient 1:0. Danke dafür! +++ Blind Date mit der Gedächtniskirche: Vom Kino beseelt ließ ich mich von der lispelnden, langhaarigen, jungen Pastorin in den Bann ziehen und nahm spontan am Gottesdienst teil. Es ging um Jerusalem und um die Gewalt im Nahen Osten, und ich hörte wie immer nicht zu. Sie forderte uns gegen Ende mindestens drei Mal auf, endlich in Frieden zu gehen, doch alle blieben ganz unbeeindruckt sitzen wie bei einer Blockade in Gorleben. +++ Ich zündete eine Kerze an und musste an die Pixies im Tempodrom damals denken: Anfang September im Jahr nach dem Mauerfall, der Doolittle-Nachfolger Bossanova war gerade erschienen. Es regnete Bindfäden durchs Zeltdach direkt auf die Bühne, und die Band war von den ständigen Kriechstromschlägen genervt und brach das Konzert kurz vor der Zugabe ab. Während Kim Deal wohl schon längst an ihrer Hotelbar saß und Black Francis irgendwo anders, skandierte das Publikum geschlossen und unermüdlich weiterhin "Pixies, Pixies!" +++ Am Freitag, das kann ich nicht ohne ein Schmunzeln berichten, schlurfte der Anführer der Monchichi-Bande verstohlen vorm club49 herum. Als er mich sah, fing er mich ab und sprach mich verlegen an, ob ich für ihn nicht 'nen Job als Barkeeper hätte. Natürlich habe ich keine Barjobs für Mitglieder der Monchichi-Bande, aber irgendwie war ich beeindruckt: Hatten wir immer erwartet, mit 16 spätestens würde er hinter Gittern landen, scheint seine Zukunftsplanung doch eine ganz andere. Die Schwarze Barbara vom Jimmy Woo mit den eisblauen Augen meinte später dann auch, der Monchichi sei eine zwar echt faule Sau, hätte aber gewissenhaft alkoholfreie Cocktails und alles mögliche sonst bei ihnen geübt und erlernt. +++ Gefühlt seit bestimmt 2006 nicht mehr wirklich im Kino gewesen, aber Die anonymen Romantiker sind schon jetzt definitiv mein Film des Jahres! Einer der Lieblingsdialoge daraus: "Ich leg mich dann jetzt mal aufs Sofa." – "Hier gibt’s gar kein Sofa." +++ Apropos: Mache heute Abend himself Zapfhahn statt Sofa. Im club49, Ohlauer Straße. Checkt das aus!

Foto: Breitscheidplatz © Berliner Zeitung, KvK, 1997

Altweibersommer / die Säge.


Der Sommer liegt in den letzten Zügen – aber die scheinen mir nicht gerade von Pappe! +++ Heute womöglich DJ die Säge im Club. Der spielt früh abends erst mit den Men In Black im Room77 (Graefekiez) und packt dann anschließend bei uns sein Laptop aus. Kommt also alle! +++ Ein Glückwunsch nachträglich dem Literaturpreisträger Kuhlbrodt! Dem Alter entsprechend feierte er seinen Geburtstag diesmal im club39 – statt, wie im letzten Jahr, im club49. Auf dem Klo angesprochen, ich sei doch aus Braunschweig, lief mir bei dieser Gelegenheit die damalige Freundin unseres damaligen Schlagzeugers über den Weg. Braunschweig, das ist aber nun aber auch schon den ein oder anderen Mauerfall her! +++ Mit Antonia in der Raclette Bar anschließend noch ein Gespräch über die Widrigkeiten eines BH-Kaufs geführt: "Das ist aber ein Frauenproblem", wie sie betonte. +++ Fußball fällt morgen noch einmal aus. Die Planungen für einem fulminanten Neustart sind aber längst angelaufen – checkt das aus!

Fotos: Draußen vorm Küchenfenster, Altweibersommer © KvK, 2011

Döörk’s a Döörk / Freundscher Verschreiber.



























Das kömmt davon, wenn man ständig unter Leistungsdruck steht: im Beruf, beim Sexhaben, in der Freizeit, beim Saufen. Man beginnt, Fehler zu machen. Gestern jedenfalls hatte ich dem Wiener Heilpraktiker Sigismund Freud unbewusst ein unsinniges N untergeschoben ­– und bemerkte es selber erst heute morgen um 7:13 Uhr. +++ Today, tomorrow, wie der Engländer sagt. +++ Vom Freibad kommen die, die nicht ertrunken sind, wie Svenni-Boy sagt. +++ Die ersten Blätter verfärben sich gelb; dieser Sommer geht seinem Ende entgegen. +++ Eben muss ich dran denken, wie Greta Gartenzwerg Mitte der 90er Jahre das erste Mal allein einkaufen ging. Wir, bzw. Mutter und Kind, wohnten in der Raumerstraße 2 zwischen old Helmholtzplatz und Pappelallee. Bioläden gab es noch nicht, aber wir, bzw. Mutter und Kind, hatten Dirk unten im Haus. Dirk war ein halbverhungerter Typ, der Montags bis Sonntags früh morgens um sechs oder sieben seinen Laden aufmachte – und ihn spät abends erst wieder verließ. Nur am Sonntag machte er immer schon nachmittags zu. Dirk, eine Art ostdeutscher Mustafa, führte damals schon, zwischen Waschpulver, Bluna und Leihvideos und so, Augustiner Edelstoff, checkt das aus. Dirk trug sommers wie winters einen leichten, hellgrauen Pullover und kriegte die Zähne nicht auseinander. "Döörk, Döörk – Döörk’s a döörk, I saidde Döörk, Döörk, Döörk – Döörk’s a döörk", wie ich mit Greta Gartenzwerg gerne sang (nach dem merkwürdigen Birdsong, oder so). Dirks winziger Laden hieß RK Markt, was niemandem je aufgefallen wäre, und das RK stand für reell kaufen. Eines Sonntag Morgens drückte ich Greta Gartenzwerg etwas Geld in die Hand, ob sie mir bei Dirk nicht mal den Tagesspiegel kaufen könne. "Und, was hat er gesagt", fragte ich, als sie zurück kam: "'Einszwannzisch'." +++ Eben grad Winson im Milch und Zucker auf der Oranienstraße über die Füße gestolpert. Die Facts: MotorFM heißt jetzt Flux oder so. Zusammengefasst lässt sich sagen: derselbe Sender auf derselben Frequenz mit denselben Leuten mit neuem Namen und ohne Tim Renner. +++ Und ich frage dich nicht, wo du her kommst; du sagst mir nicht, wo wir sind.

Foto: Sturmvogel (links), Usedom © Ines Wildhage, 1995
Foto: Greta Gartenzwerg, Landwehrkanal © KvK, 1995
Lyrics: Draußen hinterm Fenster © Element of Crime, 1993

Rauch / Der Vicco, der Robert und ich.



Rauchen ist das neue Atmen – ausgerechnet diesen Freundschen Verdreher hatte Michi sich unter Hypnose unwiderruflich ins Hirn eingebrannt: Letzte Woche war sie beim Crash-Kurs an der Charité, und ist trotz allem immer noch rauchfrei. Hut ab – und das nach den Feuertaufen im Club! +++ Wenn ich da an die Therapiestunden in Kreischa denke: Als ich da damals zehn Minuten zu spät zur dritten und letzten Sitzung erschien, war Frau Bobe gerade schon wieder am Einpacken: Die anderen verschrumpelten Kursteilnehmer hatten sämtlichst das Handtuch geschmissen und hingen schon wieder selig an ihrer f6. So gab mir Frau Bobe eine Art Privatunterricht. Frau Bobe, die mich nun ihrerseits wiederum schwerstens an Minki Warhol erinnerte, obwohl sie ganz anders aussah. +++ Frau Bobe gefiel mir, aber sobald sie mich irgendwo außerhalb ihres Klassenzimmers auf dem Klinikgelände ansprach, wurde ich unsicher und fing an, verlegen zu stammeln: Sie war meine Lehrerin, und ich war ihr Schüler – auch wenn es gut hätte umgekehrt sein können, naja. +++ Von einem der Kursteilnehmer, etwa so Ende sechzig vielleicht, wurde mir regelrecht übel. Er sprach ein Sächsisch mit Würfelhusten, hatte heraus quillende Augen, einen siffigen Jogginganzug und ausgelatschte Pantoffeln mit Tennissocken. Er saß direkt eine Reihe vor mir, und ich hatte auf seine schuppige Kopfhaut zu starren. Befragt, zu welchen Gelegenheiten er zur Zigarette greift, gluckste er feist: "Nach dem Sex" – und drehte sich beifallheischend zu seinen Mitschülern um. Vielleicht habe ich da meinen Knacks weg? +++ Der einzig okaye Typ unter den aschfahlen Junkies besaß eine verwirrende Ähnlichkeit mit Rattelschneck und war mir schon deshalb sympathisch. Er war auch ganz lustig und verriet sich allein durch die seltsame Trainingsjacke. +++ Rattelschneck, das Original, gemeinsam mit OL am 23.9. übrigens live im Babylon/Mitte. +++ Es schreibt eben doch nicht nur immer Der Dicke vom Ordnungsamt! Heute mit großer Freude eine Postkarte von Robert Lebeck bekommen. Robert Lebeck – mein Kriegskamerad light, sozusagen: Im Urban Krankenhaus seinerzeit teilten wir nicht nur das Zimmer; auch die Liebe zur Fotografie und zu beinah zu jungen Frauen und unseren Geburtstag am Frühlingsanfang haben wir beide gemeinsam. Ein ähnlich charmanter Herr mit feinsinnigem Witz übrigens wie Vicco und ich. Da schließt sich der Kreis. +++ Wer legt eigentlich am Freitag auf?

Foto: Rattelschneck im club49 © KvK, 2011
Foto: Robert Lebeck im Urban © KvK, 2011

Loriot / Appell an die Sprache.

Aus irgendeinem Grund hatte ich gerade eine verbitterte Abhandlung über die Verbeamtung der Sprache fertig gestellt, da kommt in den Nachrichten die Eilmeldung: Vicco von Bülow ist tot. Soll ich das jetzt alles hier wieder löschen? Alles auf Anfang?! +++ Nein, ich denke, Vicco von Bülow, sprachlich vollendeter Gentleman alter Schule, hätte den Scheiß hier vermutlich höchstselbst unterzeichnet, wäre er auf der Zielgeraden nicht von uns gegangen! +++ Here we go: +++ In meinem, äh, sagen wir mal, Bekanntenkreis hatte ich seinerzeit einen Boxer und DJ, der war dermaßen doof, dass man nicht wusste: kam’s von der Boxerei, oder war der schon immer so doof? Der war sogar so doof, dass er sich einmal mit meiner damaligen Freundin irgendwo auf einen Kaffee verabredete um sie anzubaggern, obwohl ihm jeder vernünftige Mensch hätte klarmachen können, dass er da aber so was von auf Granit beißen würde. Ich wette, das war wieder so’n Ding von ihr, mir eins auszuwischen. Wir wischten uns ständig eins aus, ich weiß auch nicht mehr richtig, warum.
Auf jeden Fall, und das werden meine Geliebten bestätigen, kann ich Sex haben definitiv auf den Tod nicht ausstehen: Sex haben, so'n Scheiß! Da zieht es sich in mir zusammen, das ist in etwa so sinnlich wie dreizehntes Monatsgehalt, TÜV oder zum Arzt gehen. Man hat da ein Date, und am nächsten Morgen wird man gefragt: "Und, hattet ihr Sex?" – "Machen Sie bitte mal den Mund auf und sagen Sie A: oh, Sie haben da Sex. Halb so schlimm, ich schreib Ihnen was auf!"
Möchte mal wissen, wo dieser greisliche Ausdruck überhaupt her kommt. Früher, da hat man mit jemandem geschlafen, ist mit einem ins Bett. Da hat man gevögelt, hat jemanden flach gelegt oder vernascht und, von mir aus, wenn's passte, auch mal gefickt. Bumsen finde ich persönlich ja mit Abstand am schönsten, benutze es nur leider fast nie.

Heutzutage kommt man abends nach Hause und sagt: "Schatz, ich bin da!" – "Gut, ich mache das hier kurz noch zu Ende, und dann können wir Sex haben, was meinst du?" – "Ja, klar, ich mach mich schon fertig – was gibt’s denn zu essen?" Und dann legt man sich hin und reibt sich die Hände: Endlich mal wieder Sex haben – wurde aber auch Zeit!
Der Boxer und DJ jedenfalls, nennen wir ihn der Einfachheit halber DJ Der Legionär, das muss so '97 in etwa gewesen sein, das werde ich niemals vergessen, hatte eine Freundin bei mir um die Ecke. Wie sie hieß, weiß ich nicht mehr, Kathrin vielleicht. Sie war eine von denen, bei der dir bei der dritten Begegnung erst auffällt, wie attraktiv sie eigentlich ist: Sie trägt eine Brille und einen Männerkurzhaarschnitt, und irgendwie guckt man da gar nicht so richtig hin. Kathrin jedenfalls war klug und charmant, hatte Geschmack und arbeitete bei einem trendigen Magazin, oder so, keine Ahnung. Und daneben dann dieser DJ Der Legionär, das stelle sich einer mal vor! Bei dem man sich wunderte, dass er eine Sprache beherrschte, so richtig mit Wörtern und so. Der sich zu seiner Minderbemitteltheit auch ständig noch zukiffen musste und meistens mit Speed vollgestopft war. Den Rest besorgte das Training im Ring.
Jedenfalls saß ich mal irgendwann irgendwo nachmittags mit DJ Der Legionär in einem beschissenen Kreuzberger Café, und er meinte aus irgendeinem Grund, mir sein Herz ausschütten zu müssen. Es drehte sich darum, dass Kathrin wohl (endlich) nichts mehr von ihm wissen wollte. Sie hatte ihm zwar offiziell den Laufpass noch nicht gegeben, aber wenigstens schlief sie nicht mehr mit ihm, was ich äußerst beruhigend fand.
Und dann kam's: Nachdem sich DJ Der Legionär vollends in Rage geredet hatte, schoss dieser Satz durch den Raum, der mein Leben schlagartig veränderte, mich an einem Gott zweifeln ließ. Ich glaube, wir saßen ganz normal da, wie man eben so sitzt, wenn man in einem Café sitzt–, in meiner Erinnerung aber liegt Legionär mit dem Kopf auf der schweren Tischplatte und trommelt verzweifelt mit den Fäusten drauf rum – und stößt dann tatsächlich diesen Mark erschütternden Schrei aus: "ABER ICH HABE DOCH E I N R E C H T A U F S E X !!!" +++ Morgen Abend im Club an den Decks: DJ Der Legionär*

Foto: DJ Der Legionär (rechts) © KvK, 1996
* Spaß muss sein!

96 / Can't get any lower.




An solch warmem Sonntagnachmittag kann es keinen besseren Ort geben als den Bombentrichter Ecke Manteuffelstraße. Von der Straße aus übersieht man den provisorischen Biergarten leicht, und so fressen einem die Tourischweine wenigstens nicht die Eier in Senfsoße weg. +++ Am Flohmarkt bei Lidl und Aldi am Landwehrkanal hatte ich wegen der ganzen Piepel meine erste Krise bekommen; bei Sabine und Uli aber zumindest eine flotte Windjacke in Körbchengröße C zum fairen Preis abgegriffen. +++ Ein Tag wie gemacht, um sich alleine ins Stadion zu setzen und Hannover zu schauen. Can’t get any lower, wie Gun es seinerzeit auf den Punkt brachten. Haken an der Sache war nur –, das fand ich in der S-Bahn heraus, dass Hertha nicht in Berlin, sondern in Hannover himself antreten musste. Was mir letztlich egal war, und so trank ich mein bleifreies Hefe einsam am Marchfeld und ließ den lieben Gott einen guten Mann sein. +++ In der Respektbar: Alleine mit einem Rasta schaue ich Hannover – Hertha auf meinem Freund sky, als zwei sichtlich Betrunkene einen Rollstuhlfahrer aus Friedrichsfelde-Ost im Rollstuhl die Treppe herein hieven. Krankenpfleger Hardy (nicht unser) baute sich lieber in Ruhe einen Joint, statt vielleicht auch mal mit anzufassen. Der Rollstuhlfahrer aus Friedrichsfelde-Ost meinte, das könne man keinem erzählen, dass er jetzt in Kreuzberg liege, aber so schlimm fände er Kreuzberg gar nicht. Wann er denn seinen Schlaganfall gehabt habe, wollte Melanie wissen: "Um zehn Uhr dreißig", maulte der Rollstuhlfahrer. "Äh, ja, äh, hm", meinte Melanie: "Und wann war das?" – "Zwee Jahre." +++ Die zweite Halbzeit sah ich mir in der Taube an, wo Hertha mit Dusel noch zu einem 1:1 Unentschieden kam. Und ich die Ermittlungen nach den Kaiserslauterer Zechprellern vom Samstag aufnahm: Ihr werdet keine Nacht mehr ruhig schlafen, bevor ihr nicht endlich an Kovac’ Trompetenbaum aufgeknüpft seid!

Foto: Savignyplatz © KvK, 2011
Foto: Kjosk mit Kathrin © KvK, 2011
Foto: Olympic Stadium (packed) © KvK. 2011
Foto: Manteuffel-, Ecke Oranien © KvK, 2011

Feuertaufe / Kaltes, klares Wasser.


Das Rezept für Eier in Senfsoße hatte mein Bruder von einer Klassenfahrt nach Neuwerk damals mitgebracht. Die Gaußschule besaß ein Ferienheim auf Neuwerk, und da verbrachten sie die Sommer der Siebziger Jahre zwischen Möwengeschrei und Meeresrauschen, Ebbe und Flut. Die Gaußschule am Braunschweiger Löwenwall war lange Zeit reines Jungengymnasium und hatte prominente Persönlichkeiten wie Peter "Pedder" Teumer (Daily Terror, †2009), TUI-Geschäftsführer Andy Dirt und, nevertheless, Modezar Wolfgang Joop (Joop!, Digga gib Handy) aus ihren Reihen hervor gebracht. Die Fahrt auf die Nordsee-Insel wurde traditionell begleitet vom Sportlehrer Hennes Jäcker, Eintracht-Torhüter der goldenen Jahre. +++ Ins kalte Wasser gestoßen: Aus einem Missverständnis heraus oder aus Spaß war gestern niemand zum Dienst erschienen. Irgendwie hatte ich so was im sprichwörtlichen Urin gehabt – und spontan meine erste, bleifreie, Schicht seit meinem Sprung von der, äh, Schippe geschoben. +++ Heute Abend die Neuentdeckung im Club: Katharina La Grande, hinter dem Tresen, vs The Return of the Supernova am DJ-Pult, sozusagen. +++ Das Wochenende, das ich am Ende dann damals doch besser im L’Urban by the Sea verbringen sollte, war ursprünglich tatsächlich für Neuwerk vorgesehen: Mit den Fotografinnen Kathrin und Manu im Regen ein kleines Zelt aufschlagen – und bis zu den Schenkeln im Schlick. Fiel leider ins Wasser wegen is nich und Schippe. +++ Da schließt sich der Kreis: The Return of Eier in Senfsoße am Sonntag in Kreuzberg! Im Kiösk oder so ähnlich, im Bombentrichter dort Manteuffel- Ecke Oranienstraße, wo immer Parolen für kämpfende Brüder in Peru und neuerdings heimische Tiere von der Dachkante herunter hängen, serviert Kathrin H. zwischen dreizehn und achtzehn Uhr morgen "Eier in Senfsoße Emsländer Art". +++ ... so liefen wir schweigsam / Hand in Hand durch das Dorf / Einen besseren Ort / haben wir nie gefunden (Michael van Dyke).

Foto: Fotografin Kathrin H. neulich im Club © KvK, 2011
Foto: Katharina vs The Return of the Supernova © Ugur Yildirim, 2011
Lyrics: Hoch im Norden © Udo Lindenberg, 1971

Herbst / der Dieter nu wieder.

Ein Typ, der aussah und sprach wie Steffen Seibert, und der dessen Anzug trug, gab gestern die kurzweilige Einführung in einen Abend mit dem jungen Orquestra Sinfónica Juvenil Batuta im früheren Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, einem der schönsten Plätze Europas, wie man gerne so sagt. Mein Vermieter hatte mir netterweise eine Konzertkarte geschenkt, und so kam ich, für einen Bildungsbürger der Herzen immerhin recht spät, gestern zum ersten klassischen Konzert meines Lebens. Von Musik versteh ich nicht viel, aber ich hatte ein paar schöne Stunden. An dem Licht könnten sie noch dran arbeiten, und den Sound hätte ich mir, ehrlich gesagt, überwältigender vorgestellt – dafür war das Programm sehr unterhaltsam. Kolumbien – das ist ja eine ganz andere Mentalität. +++ Morgen Abend möglicherweise The Return of Nina the Supernova. Im Club. Checkt das mal aus! +++ Michael van Dyke, der Soundtrack zu Mayers durchschwebter Geburtstagsnacht in der Lausitzer Straße neulich, bewegt sich nicht gerade auf gänzlich unvermintem Terrain: kurz einmal gefährlich nah dran an dem nicht ganz unekelerregenden Roger "ich könnte ja mal mit Ihrer Schwiegermutter schlafen, wenn das okay ist" Cicero, kriegt er die Kurve dann doch immer mit Zeilen wie diesen: Lass uns endlich auseinander gehen / dieses Leben ist schon kurz genug / dieser Selbstbetrug / geht mir langsam auf die Nerven. +++ Die alte Leier: Kai und sky, zwei wie Butter und Brot / Leben und Tod / Icke und Er / Sonny und Cher / Friedrich und Merz / Liebe und Schmerz / Ton, Steine, Scherben / arm sein und erben. +++ Heute endlich mal wieder mit Ina. +++ Straßenkampf erprobt as can be, ließ ich blöderweise den Programmhefteverteiler am Gendarmenmarkt mit einer Körpertäuschung gestern links liegen. Von daher kann ich nicht sagen, ob der Redner am Anfang des Abends tatsächlich unser Regierungssprecher war oder nicht. +++ Er hätte es gewesen sein können, und darauf kommt's an. +++ Ich werd’ mich mal wieder / an den Herbst / gewöhnen (Michael van Dyke).

Cartoon: Dieter-Diät © OL, 2011

Vollmond / When the Whip comes down.

Ob Menschen auf Speed, MDMA oder auf Vollmond unterwegs oder einfach nur breit sind – das erschließt sich mir trotz bleifreier Sicht auf die Dinge noch immer nicht so genau. Von allen ein paar tauchten gestern kurz auf, traten ein auf der Suche nach Liebe und Leid und verschwanden dann schnell wieder im Irrgarten der Nacht. +++ Irrgarten der Nacht – dafür gehörte ich von Rechts wegen verprügelt. +++ Bei Karstadt am Herrmannplatz fragte ich gestern nach Negerküssen. Für eine Negerkusspyramide im Club oder die sagenumwobene Negerkusswurfmaschine. Negerküsse hätten grad Sommerpause, sagte die Frau in der Schoko-Abteilung. +++ Der eine Typ gestern, auf seiner verzweifelt-erfolglosen Suche nach dem Ausgang im Club, verirrte sich bezeichnenderweise hinter den Tresen. Der Uhu lotste ihn geduldig nach draußen. Zwischen Türholm und Zarge winkten die beiden sich fröhlich zum Abschied. +++ Der VollmondLegende und Wahrheit: Das Phänomen scheint wissenschaftlich nicht zu belegen, aber beinahe jeder, der mal in der Kneipe gearbeitet hat, weiß davon zu berichten: Wie es bei Vollmond immer die merkwürdigsten Gestalten heraus lockt. Eine überdurchschnittlich hohe Beknackten-Quote: In ein paar Nächten müsste es wieder so weit sein. +++ Vorhin die erste Strophe von Crowded in the Wings von den Jayhawks gehört und immer noch Gänsehaut: It's taken you so long / where can you be / I would have laid my life down for you / Nothing seems real, nothing seems real / now, that you're gone +++ Nina am DJ-Pult gab ein tolles Debüt – wie eine Supernova so heiß.

Archivbild: Nina © Oliver Lafontaine, 2011

Katharina & the Waves / ... wenn der Schmerz nachlässt.



Neuerdings empfehlen mir Menschen oft Bücher. Kann Zufall sein, oder früher hörte ich einfach nur immer nicht zu. Seltsamerweise geht es da meistens um entartete Biografien; auf die ein oder andere Art Triebhaftes, Verkorkstes. Manchmal gehe ich dann rüber zu Leseglück und bestelle mir etwas davon. Wenn die mir das am folgenden Tag dann als Geschenk einpacken wollen, sage ich stolz: "Nee, das lese ich selber!" Jetzt fiel mir auf, dass auf den Büchern immer mein Name drauf steht. Das finde ich gut: ich habe’s geschafft! +++ Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache Dir ist nichts passiert: Liebe Katharina, ich wünsche Dir alles Gute zu Deinem Geburtstag, die 25-Stunden-Woche auf Erden und überhaupt arg viel von allem, außer von Doofem! +++ Die Oberschenkel schmerzen noch immer, als würden Elefanten dran zerren – heranwachsende Elefanten allerdings nur noch. Jetzt neu: Mit 15% weniger Muskelkater! +++ War denn das ARD-Logo schon immer am Bildrand oben rechts eingeblendet? Gestern Abend, bei irgendeinem Filmdebüt im Ersten oder so, das so dermaßen desillusionierend war, dass ich mich lieber ins Bett legte, machte mich das ganz irre: Plötzlich war das ARD-Logo oben rechts, wo es irgendwie nicht hingehörte. Oder hatte ich Hallus? Oder sollte das eine geheime Warnung vor deprimierenden Erstlingswerken sein, so wie die Hühnerkralle an der Wohnungstür immer? +++ Mein Gang ist jetzt der einer jungen Tucke, das steht mir ganz gut. +++ Eine Geschichte, über die ich mich noch immer beölen könnte: Michi erzählte, aus irgendeinem Grund sei Wolfgang Joop neulich in ihrer winzigen, unwichtigen Wilmsstraße aus einer Karosse gestiegen, und Finn, Michis Sohn, hätte spontan rübergebrüllt: "Ey, Digga, gib Handy!" +++ Der Sommer steht vor der Tür. Ron Sommer.

Foto: Katharina © KvK, 2011
Foto: Wilmsstraße © KvK, 2011
Foto: Leseglück © KvK, 2011
Lyrics: Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache Dir... © Jens Friebe, 2007

Grace / You should've come over.

Broken down and hungry for your love / with no way to feed it / Where are you tonight, child? +++ Heute meiner Mutter alles Gute zum Geburtstag, ohne die es, genaugenommen, den Club gar nicht gäbe! Seit meinen legendären Kreischa-Abenteuern ist auch sie ein regelmäßiger Leser dieser Kolumne und kennt mittlerweile auch den Großteil meiner schillernden Freunde: Kerzekaufen, Guttmann, den Dicken vom Ordnungsamt, Schwejki-Boy und Mustafas Bruder. +++ Nochmal zurück zum Borgmann-Cup 2011: No one said it would be easy / but no one said it'd be this hard. Irgendwie hatte ich wohl verdrängt, dass Muskelkater erst am zweiten, dritten Tag ihre volle Wirkung entfalten. Jedenfalls bewege ich mich mit der Anmut einer Giraffe auf Ketamin und stoße Schreie aus. +++ Vielleicht warte ich einfach das Schichtende der Serviererin hier ab, lauere ihr auf und klaue ihr ihre Compilation mit dem Bosse-Song, wo er, wenn er seine Augen schließt, nur Dich sehen will – hinter dem bin ich seit Jahren her...

Foto: Damals bei uns daheim © KvK, 2011
Lyrics: Lover, you should've come over © Jeff Buckley, 1994
Lyrics: No one said it would be easy © Sheryl Crow, 1993



Borgmann-Cup / Spread your Wings and fly away.

Geschmeidig wie eine Felsformation in einem Jack Arnold-Streifen wankte ich heute meine drei Stockwerke in den taufrischen Sommermorgen hinunter: Der Borgmann-Cup in den Ministergärten gestern hatte seinen Tribut gezollt. Als Laie denkt man ja landläufig, ein Torhüter müsse sich nicht bewegen – was daher wohl rührt, dass im Kindes- und Jugendalter immer die unsportlichsten Loser ins Tor abkommandiert werden, damit sie als Feldspieler keinen Schaden anrichten. +++ Egal. +++ Am Abend dann etwa um 23:14 Uhr wurde das Licht ausgeknipst und unter Ächzen von seltsamen Sachen geträumt. Der Rockgruppe Queen beispielsweise: Deren Song Spread your Wings war ein Plagiat, und das hatte aus irgendeinem Grund nun ausgerechnet ich aufgedeckt. Jetzt habe ich das Ding wahrscheinlich wieder bis heute Abend im Ohr. +++ Spread your little Wings and fly away / fly away, far away +++ Um zwölf gestern Mittag hielt der Ball inne und der Sportplatz verstummte: Schweigeminute zum 50sten Jahrestag des Mauerbaus '61. Immerhin spielten wir auf dem ehemaligen Todesstreifen, das wollen wir mal auch nicht vergessen! +++ Überraschenderweise traf ich beim Borgmann-Cup Greta Gartenzwerg, meine einstige Ziehtochter. Am Prenzlauer Berg hatten wir damals gemeinsam das Radfahren geübt – nun war sie hier mit dem Cookies-Team. Spread your Wings: In zwei Wochen bezieht Greta ihre erste eigene Wohnung am Boxi in Friedrichshain. Das sind die Momente, wo mir bewusst wird, dass der Zug mit der Nationalelf endgültig abgefahren sein dürfte. +++ Merkwürdig: Der Tagesspiegel bemüht in seinem Bilderrätsel am heutigen Sonntag tatsächlich: die Rockgruppe Queen (mit dem beschissenen Song Bicycle Race). +++ Beim Borgmann-Cup 2011 hatten wir selten Anlass zum Jubel – dafür aber die mit Abstand tollsten Frauen am Spielfeldrand.

Foto: Greta Gartenzwerg & Monsieur le Felsformation © Ines Wildhage, 1994


C'est bon, c'est bon / c'est Alexandre le Bon.

Endlich Sprühregen, endlich unter 12 Grad. +++ Was hat der Mayer, das wir anderen nicht haben? Geburtstag, auf alle Fälle: alles Gute dazu! +++ Warum aber nun versammelte ausgerechnet der Mayer die unbestritten drei schönsten Frauen zwischen Havelland und Spree auf seiner minimalistischen Feier gestern Nacht, zu der ansonsten nur Käuze geladen waren? Dennis, der Kurt Krömer unter Berlins Barmännern, möge mir doch bitte die letzten sechs Songs des Abends auf eine Compact Disc brennen: "Schöner als auf der Dorfdisko damals vor 25 Jahren", wie die Frau mit der Pepe-Zigarette völlig zu recht meinte. +++ Was ist hier eigentlich los? Gestern Abend lief ich gedankenverloren an einem großen Pulk feierlauniger, junger Menschen in der Reichenberger vorbei. Als ich mich dann noch einmal umdrehte, gehörte der Auflauf zur Bierstube bei Mandy und Torsten. Ich ahnte schon länger: die Bierstube hat Potential. +++ Marlene rockt und macht drei volle Nächte am Stück im Club eures Vetrauens zum Tag. Ob mit oder ohne DJ Kollision, lässt sich bislang nicht genau sagen. Morgen Abend zumindest am Start: IM Sound mit neuem Sound. +++ Fußball Bundesliga – die Expertenrunde im Club – muss auch an diesem Wochenende noch einmal ausfallen. Sky und Kai – wie Feuer und Wasser, Katze und Maus. Morgen Nachmittag dafür aber Fußball live in den Ministergärten: Der mittlerweile beinah schon traditionelle Borgmann-Cup mit dem DJ Kröch als Pfostenwärmer im Gehäuse des La Raclette, wenn ich das richtig verstanden habe. Als Nummer zwoa hinter dem angestammten Kiez- und Dschungelkönig Peer K. +++ Like everyone else will do / I'm gonna lie to you / Tell you that life is cruel / But someday you're gonna wake up / With sleep instead of teardrops in your eyes +++ Die Sommerferien liegen in den letzten Zügen, und auch im Club kehrt Normalität ein. Für heute habe ich mir sogar eine ganz crazy Sache ausgedacht: Ich überweise der Hausverwaltung einfach einmal einen Teil der rückständigen Miete. Da freuen sich alle – eine Win/Win-Situation par excellence. +++ Eilmeldung! +++ Heute Abend im club49: DJ Kollision feat. Das Tier mit den zwei Rücken!

Foto: Alexandre Mayer (3.v.l.) neulich im Club © Ralph Meiling, 2009
Lyrics: Sleep instead of Teardrops © Del Amitri, 1997

Kollision / In with the In-Crowd.

So'n bisschen sieht es da in Berlin aus wie in Waslawska. Pavel Zynklawski hatte, glaube ich, auch gern so eine Jacke an. In blau, weiß, und grün. glaube ich, bei den Filmfestspielen damals in Cannes. Typen wie Pavel Zynklawski ist es egal, ob sie in sind. Deshalb sind sie nie out. Die Morgenpost-Werbung mit dem Lokalkolorit gefiel mir sowieso ziemlich gut: "Trinkgeld, oder ich hau dir aufs Maul", zum Beispiel zum Thema Gastro und Service an Havel und Spree. Dit jefiel ma, dit war jut. +++ Schnauze mit Herz auch heute Abend im Club: Marlene mit möglicherweise DJ Kollision im Schlepptau, und dann gibt es aufs Maul. DJ Kollision war ja vergangene Woche durch eine Verkettung fehlgeleiteter Informationen aus einer Art Retortentaufe gehoben worden. Table Dance keinesfalls ausgeschlossen. +++ ... but unless the moon falls tonight / unless continents collide / nothing's gonna make me / break from her side (but she's got the wheel and I've got to deal from now on) +++ Gestern Abend, als Jack Smith gerade die 80er im Club aufleben ließ, und der Inhaber im Geiste in den Augen längst verflossener Lieben versunken am Tresen saß, tauchte Guttmahn auf: "Du good Man!" Wer Guttmahn hat, braucht keinen Hund: Guttmahn fasste alle an, nuckelte allen am Bier und fand, dass alle good Man waren. Als ich ihn freundlich raus warf, fand er das nicht okay. Warum ich denn immer so aggressiv sei, wollte er wissen. Weil, tief in mir drin sei ich doch eigentlich echt good Man. +++ Die Mopo-Werbung ist natürlich nicht mehr ganz so neu. Aber sie war mir damals aktuell schon ins Auge gefallen, und neulich sah ich sie in Biesdorf wieder. Da wartete sie auf ihre Reinkarnation als Kaminanzünder. +++ Obwohl der Typ auf dem Bild ja nun echt mal überhaupt nicht cool ist: Der erinnert mich an Toddel Kotzelowski damals in der neunten Klasse!

Werbung: In & out © Berliner Morgenpost, 2011
Lyrics: Driving with the Brakes on © Del Amitri, 1989

Der Berg ruft / Atari Teenage Riot.

An der Raststätte Höhe Leipzig am Sonntag klickerte langsam ein Groschen. Weshalb ich ein Leben lang niemals führender Angestellter werden und Postkarten über dem Schreibtisch aufhängen wollte. Postkarten mit Sprüchen wie: "Wer arbeitet, macht Fehler. Wer nicht arbeitet, macht keine Fehler. Nur wer keine Fehler macht, wird befördert." +++ Auf einzelnen Kundenwunsch zeigen wir heute Abend Ballacks Abschiedsspiel gegen Brasilien. Live, aber ohne Ballack. Fritz von Thurn und Taxis und ich wissen, wie es tief drin in ihm aussieht. +++ Neulich am Wittenbergplatz traf ich den Kumpel von Kumpels, mit dem man früher hin und wieder mal einen gepichelt hatte. Ein beinahe noch jungscher Bursche. Damals immer auf Speed. Jetzt interessiere ihn das Nachtleben und das alles nicht mehr. Dafür sei seine Wohnung nun voller Aquarien. +++ Nach dem Fußball heute Abend gibt der gute alte, wenn ich es diesmal richtig verstanden habe, Atari C64 sein Revival im Club. Live mit DJ Groh. +++ "Der Berg ruft zurück", betitelt Der Tagesspiegel den Vorbericht über das Deutschlandspiel gegen Brasilien heute Abend. Geil. +++ Everywhere I hear the Sound of marching, charging Feet, Boy / 'cause Summer's here and the Time is right for fighting in the Street, Boy! +++ Die beiden Frauen am Tisch schimpfen über Crusty Boys. Crusty Boys – der neue Trend in New York.

Foto: Gombsen/Sachsen © KvK, 2011

Heidi / The Bride stripped bare.






Bei Münchberg/Nord hinter der Grenze zum Frankenwald fiel uns plötzlich der Auspuff ab. ADAC statt Highway to Tretzendorf, würde ich sagen. Und Tretzendorf selbst war auch in keinem Atlas zu finden. Trotzdem, oder gerade deshalb, schafften wir’s beinah noch rechtzeitig zur Gaststätte Schaaf und tranken ein zünftiges Kaiser-Bräu auf Heidemarie Hunters Eheglück. Wie sich herausstellte, hatte sie ihren Rainer aus Hamburg 2006 damals beim WM-Achtelfinale Deutschland – Schweden (2:0, Podolski und Klose, glaube ich) im Etablissement Ohlauer Straße kennen gelernt: Mir sagt ja nie einer was, oder wenn, hör ich nicht zu . +++ Auf dem Tanzboden des Gasthauses Schaaf tummelten sich einige derer, die im Club längst Hausverbot verdient hätten. Am Rande erwähnt nur die von der Küste gereisten St.-Paulianer. +++ Im Club höchstpersönlich gab Laura am Samstag ihr zweifellos fulminantes DJ-Debüt. +++ Meanwhile in Tretzendorf (Steigerwald) versprach Heidi für den September ein Comeback des Jahres. Im Club. +++ Vor Erschöpfung schlief ich gestern bei einer Wiederholung des Tatorts ein und wurde erst wieder wach, als im Fernsehen heut früh irgendein Wichser posaunte, Eintracht Braunschweig hätte dreinull gegen die Frankfurter Eintracht verloren und sei auf den siebenten Tabellenrang abgerutscht. +++ Wahrscheinlich ein Albtraum: Warum sollte jemand im Ersten die Zweitliga-Ergebnisse vom Vortag vorlesen? +++ "With this we have a little problem: we are waiting of more", versucht der Kellner im Biergarten am Eck gerade den Engländerinnen einen Versorgungsengpass zu vermitteln. +++ Die Heimfahrt am Sonntag zurück nach Berlin dann übrigens mit Christian im Dienstwagen von Pilsner Urquell Deutschland. Die Frisur saß, der Auspuff hielt, und am Ende bleibt nur die Erkenntnis, dass Speed Metal in etwa so sinnlich sein dürfte, wie rammelnde Internet-Russen in schlecht ausgeleuchteten Youtube-Homevideos.

Foto: Rasthof Frankenwald © KvK, 2011
Foto: Heidi © KvK, 2011
Foto: Autohof Münchberg/Nord © KvK, 2011
Foto: Kaiser-Bräu © KvK, 2011
Foto: Back to Black © KvK, 2011


Amoureux solitaires II / Fü ommr.





















































Während am Wochenend die Bundesliga vorerst noch ohne den club49 in die neue Saison startet, und der Club aus dem Nürnberger Easy Credit Stadion morgen bei Hertha zu Gast ist, tanken die Supernasen Hardy und Kai einmal mehr Bleifrei und nehmen die A9 entgegen gesetzt runter nach Franken: DJ Kröchs kongeniale DJ-Partnerin Heidi Hunter kommt am Wochenende unter die Haube, wie man so sagt, und da fliegen bei Bamberg die Löcher aus dem Käse! +++ Weil ein verdorbener Sommer auch in der fetzigen Hauptstadt nicht gerade MDMA für Seele ist, muss heute noch einmal Archivmaterial aus Willy Schwabes Rumpelkammer herhalten: Bilder aus Kreischa und Dresden. Weil's so schön war. +++ Eine kryptische Facebook-Nachricht, die mich eines Nachts damals in Kreischa ereilt hatte: whagteva.... r uiuiuiuiui a ÄHHHHB MTTERB WAS AUCH IMMER PS,s gibgt alkohofreien wein!!!!! sund übrig,,, i br+ermoddea.... 8c""""""h baub jetzz ich bin jetzt azf ajkoholferWAAWasßßßß DU, ICHB LIEB DICH.... FÜ OMMR +++ Wir hatten später noch mehrmals gemeinsam darüber gerätselt, was genau denn gemeint war, aber der Sinn hinter den Worten blieb selbst der Absenderin unwiederbringlich verloren. Trotzdem schön. +++ Der Waslawskanerin auf dem Bild unten links klebten noch immer die Preisschilder unter den neuen Fuck-me Pömps aus dem SommerSchlussVerkauf. Konnte ich noch nie ab: Preisschilder auf Plattencovern oder später CD-Hüllen oder eben auf runtergesetzten Fuck-me Pömps. +++ Eilmeldung: Am Samstag DJ Kollision!

Fotos: Kreischa und Dresden © KvK, 2011

Amoureux solitaires / Kreuzworträtselmord.

Der FC Bayern am Montag war eindeutig zu abgeklärt für die heißhungrigen Jungspunde aus Braunschweig. Das Münchner Geschiebe im Mittelfeld erinnerte an den legendären Schlafwagenfußball der Latteck-Ära, oder so. +++ Neulich musste ich an Torsten Ranft denken, den Schauspieler aus Frankfurt/Oder so. Der 1985 oder so in dem legendären Polizeiruf "Der Kreuzworträtselmord" den Kindsmörder gespielt hatte. Im Sommer 2000 hatte ich mal mit ihm über die Liebeskummerdiät gefachsimpelt, und wir beölten uns prächtig darüber, dass eine Liebeskummerdiät immer exakt mit zehn Kilo Gewichtsverlust zu Buche schlägt. +++ Apropos Schlafwagenfußball: Da der Club und der Pay-TV-Sender sky momentan nicht gerade "so" (Mittelfinger über Zeigefinger verknotet) sind, fällt der Bundesligastart in der Ohlauer Straße ins Wasser. Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Vater Staat. +++ Auf dem Neuköllner Balkon gestern Abend gab es zum formidablen Tofusalat aus brandenburgischer Freilandhaltung oder so seit Jahrzehnten erstmals wieder zwei Sternschnuppen zu sehen. Lag am nullprozentigen Weißwein.

Foto: Amoureux solitaires, Warnemünde © KvK, 2002

Hôtel de Ville / It's the Singer not the Song.





Die Schale Milchkaffee im Neunziger-Jahre-Café Ecke Grimmstraße gestern kostedde DM 7,80 – was ich als Signal für den Aufschwung deute. Da wird „die Bloggerei“, wie Herr Lehmann es gelassen ausdrücken würde, schnell zur kostspieligen Angelegenheit; ich hoffe, ihr wisst das zu schätzen! Irgendwie war ich dann froh, als gegen elf Uhr mittags Horden alternder Frühstücksgänger das Lokal fluteten, und die freundliche Servicekraft unruhige Blicke in meine Ecke warf, wann ich mich denn endlich verpisse. +++ Regisseur Bastian Günther meinte gegen Ende der letzten Saison, beim Fußballgucken im Neunziger-Jahre-Café Ecke Grimmstraße wird man ermahnt, pro Halbzeit mindestens eine große Apfelschorle zu konsumieren. +++ Wie ich mich da freue auf das Spiel heute Abend: Der BTSV Eintracht gegen den FC Bayern. Ab 20:15 Uhr live im Club an der Hamburger, äh, Ohlauer Straße! +++ Auch ein BTSV-Fan im Herzen: Lieblingssängerin Tamara Unterhuber, die vergangene Woche im Hotel ganz ungeniert ihren Dreißigsten feierte. Ungeniert im Sinne von, ob man eine Frau nach dem Alter fragt oder nicht. Oder so. Mit The Jackal übrigens am Turntable und der Gruppe Dualesque live an den Decks. +++ Sonne statt Reagan!







Foto: Schnuto Schnutowitsch wird 30 © KvK, 2011
Foto: Dualesque © KvK, 2011
Foto: Menschen im Hotel © KvK, 2011
Foto: Dualesque © KvK, 2011
Foto: The Jackal © KvK, 2011

 
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