Die große Flatter / ... and the Spiders from Mars.

Morgengrauen im Osten © Kai von Kröcher, 2017

Morgengrauen Nordwest © Kai von Kröcher, 2017

Parkplatz mit Hafen © Kai von Kröcher, 2017

Form und Funktion © Kai von Kröcher, 2017

DDR-Grenzsoldaten-Pose © Kai von Kröcher, 2017

Empfangshalle Urban © Kai von Kröcher, 2017

Schöne Aussicht © Kai von Kröcher, 2017

Himmel und Graefekiez © Kai von Kröcher, 2017

Zimmernachbar (betrübt) © Kai von Kröcher, 2017

Abendbrot © Kai von Kröcher, 2017

Südstern mit Flughafen © Kai von Kröcher, 2017

Skyline mit Gummibaum © Kai von Kröcher, 2017

'It's safe in the city to love in a doorway' © KvK, 2017

Selbstporträt © Kai von Kröcher, 2017

Selbstporträt (verpixelt) © Kai von Kröcher, 2017

Spinne im 7. Stock © Kai von Kröcher, 2017

Gruppenbild mit Heizkörper © Kai von Kröcher, 2017

Kräne am Horizont (Axel Springer, links) © Kai von Kröcher, 2017

Empfangshalle © Kai von Kröcher, 2017

Abendsonne © Kai von Kröcher, 2017

Architecture & Morality © Kai von Kröcher, 2017

Heimweg nach der Entlassung © Kai von Kröcher





























































































































































































































































































"Sie glauben ja gar nicht, wie viele Frauen schon ihren Männern das Leben gerettet haben!" +++ Sagte die Ärztin der Rettungsstelle im Urban neulich bei meiner Aufnahme. Als Mann selbst hatte ich wieder gar nicht so auf die Symptome geachtet. +++ Einen Tag, bevor ich diese Woche ein zweites Mal in Folge also im Hôpital Urban-sur-Mer eincheckte – über die Hintertür sozusagen, die Rettungsstelle – aber es gibt wohl kaum etwas Öderereres als die Krankheitsgeschichten in die Jahre gekommener Männer. +++ Stimmt. +++ Wie ein Dampfkochtopf käme ich ihr vor oder so, meinte die Ärztin. Dass ich die letzte Zeit tatsächlich oft das Gefühl gehabt habe, sagte ich, mir ginge im nächsten Moment gleich der Hut der Deckel hoch. +++ Das kann ja wieder ein langer Post heute werden. +++ Das Bild mit der Spinne zum Beispiel: Im siebenten Stock seilte die sich von außen am Fenster direkt vor meine Linse. Erinnerte mich spontan an Der geheimnisvolle Stern – die Szene im Planetarium, falls das wen interessiert. Ein Beweis jedenfalls für die These, dass Spinnen größtenteils schwindelfrei sind. +++ Einen Tag jedenfalls, bevor ich noch einmal ins Klinikum am Urban einmarschierte – es war diesmal nicht Vorhofflimmern wie beim ersten Mal, das klingt wie ein Scherz: diesmal nämlich war es ein Vorhofflattern. Die Pflegerin auf Station später meinte zumindest, die häufigste Todesursache bei Männern sei Schnupfen – vermutlich ein Medizinerinnen-Insider... +++ Jedenfalls hatte ich mir gerade kurz vorher den neuen Svennie-Boy Regener geholt: Wiener Straße. Ich bin jetzt auf Seite 114, und außer dass sie im Madonna die Klos putzen und eine Kaffeemaschine reparieren. Und Svennie-Boy seine Protagonisten einmal mehr über Normalo-Berliner und ihre Sprache schlaumeiern lässt – und mit der Bauhaus-Kassiererin streiten. Und ständig kommt einer herein, wie im Ohnsorg-Theater, und fragt, ob schon offen ist. Und Chrissie, die nervige Nichte. +++ Jedenfalls habe ich das Gefühl, bisher ist nicht viel passiert. Muss ja auch nicht, kann ja trotzdem ganz gut sein. Am Ende werden wohl eh wieder alle in Jubel ausbrechen, es ist ja ganz amüsant. +++ Amüsant war es im Urban auch diesmal übrigens wieder, aber warum ist Svennie-Boy nicht eigentlich in Bremen geblieben, wenn es ihm intellektuell hier nicht adäquat zugeht, um mal ein kluges Wort zu benutzen. +++ Von dem ich nicht weiß, ob es passt. +++ "Virtuos", nehme ich an: Svennie-Boy selbst hält seinen Umgang mit Sprache sicher für virtuos. +++ Bremen seinerzeit, '86 beim Zivildienstlehrgang in Ritterhude – Bremen gefiel mir ausgesprochen gut: Abends gingen wir oft in die Lila Eule, und dass es die heute immer noch gibt – ob das jetzt unbedingt für Bremen spricht? +++ Eigentlich aber auch nicht dagegen. +++ Jedenfalls ist jetzt alles tiptop mit meinem Herzen – danke der Nachfrage – diesmal gab es tatsächlich Elektroschockbehandlung. Leider war ich da unter Narkose, ich hätte das gern mal gesehen. "Ach, Sie schon wieder!" hatte die freundliche Anästhesistin gekichert, als man mich in den OP fuhr. "'Schuldigung!" sagte ich, jetzt kicherten wir beide gemeinsam – und dann war ich 'weg'. +++ Zu Svennie-Boys neuem Roman schrieb Detlef Kuhlbrodt im Freitag, und das fand ich sehr schön, und zwar eine West-Berliner Anekdote aus seinem eigenen, Kuhlbrodts, Leben: wie er '87 das erste Mal in die taz-Redaktion gefahren war, damals im Wedding, und wie er sich angekommen gefühlt hatte "im gelungenen Leben". Ich dachte daran, wie oft ich mich selbst schon angekommen geglaubt habe im gelungenen Leben. +++ Im Leben vielleicht sogar überhaupt. +++ Und dann wieder, von irgendwo her, ein banaler Satz mit X. +++ Das Bild mit der Spinne ist das schlechteste leider von allen. Dafür dieser herbstliche Tag umso schöner heute da draußen! +++ Sonntag und Montag im Club jedenfalls sind geklärt, da kommt eine krasse Vertretung. Weil ich noch Rekonvaleszent bin. Die Woche drauf wäre ich selbst gern am Start. Weil meine letzte Schicht letzten Montag so supernervend gewesen ist, da gingen mir alle verschärft auf den Sack. Und am nächsten Tag lag ich im Krankenhaus. Wäre sehr schade, wenn das dann am Ende tatsächlich meine allerletzte Schicht gewesen sein sollte. +++ Svennie-Boy jedenfalls verreißt auch das sagenumwobene Berliner Bollenfleisch – das muss vor meiner Zeit gewesen sein –, jedenfalls hatte auch Hauptvogel diese Spezialität in Fleischers Blues anerkennend verewigt. Verglichen mit Svennie-Boys Kammerspiel, wie ich das einschätzen möchte nach 114 Seiten, kommt Fleischer einem beinahe fast episch vor. +++ Eigentlich lese ich Wiener Straße aber ganz gern, nur Svennie himself nervt halt ein bisschen. +++ War das nicht eigentlich schon, das Zitat ganz oben am Anfang, das mit der Ärztin – war das nicht eigentlich schon die zweite Bombe, die hier ganz heimlich geplatzt ist?!

Überschrift inspired by: Die große Flatter (Fernseh-Dreiteiler mit Richy Müller) © WDR, D 1979 
Überschrift also inspired by: Ziggy Stardust and the Spiders from Mars © David Bowie, 1972
Bildunterschrift u.a.: Sweet Thing © David Bowie, 1974
Bildunterschrift u.a.: Gruppenbild mit Dame (Roman) © Heinrich Böll, 1971
Bildunterschrift u.a.: Architecture & Morality © Orchestral Manoeuvres in the Dark, 1981 
Zitat: Ärztin, Rettungsstelle am Urban, Berlin im September 2017
Tintin – L'Étoile mystérieuse (Comicalbum) © Hergé, 1942
Wiener Straße (Roman) © Sven Regener, 2017
Fleischers Blues (Roman) © Volker Hauptvogel, 2016
 
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