Als Bumerang des schlechten Gewissens kamen gestern die Tierfiguren zurück: Seit Tagen beobachte ich hier einen jungen Spanier, der im Profil eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Winson Winsone aufweist. Er muss einen Unfall gehabt haben, scheint teilweise gelähmt. Oft sitzt er mit seiner Freundin am Tisch und beschäftigt sich stundenlang und geduldig mit seinem Tuschmalkasten. Dann fühle ich mich schlecht wegen solch überheblicher Gags. +++ Zurück zu den ungebürsteten Tanten vom Donnerstag Abend (Dresden by Night): Also, a) waren die natürlich so laut, dass man ihrer bornierten Provinzdämlichkeit unmöglich entgehen konnte. b) redeten sie die ganze Zeit durcheinander und bestätigten sich permanent gegenseitig in ihrer unreflektierten Beschränktheit. Erst auf der Rückfahrt, als ich fast lüstern an ihren Lippen hing und wie ein Schwamm ihre atemberaubende Selbstgefälligkeit aufsaugen konnte, gelang es mir, mundartliche Differenzen festzunageln: Die mit den hängenden Mundwinkeln #1 war tatsächlich aus (DJ Heidi, jetzt müssen wir alle sehr tapfer sein): Bamberg in Oberfranken! Die mit dem Pfannkuchengesicht und der Sandale ordne ich eher dem Norden zu. Südlich von Hamburg vielleicht. Für Hamburg selbst wäre ihre gemietete Eigentumswohnung einfach zu günstig (460 € warm für 57qm, Reihenhaus mit Vorgarten). Buchholz/Nordheide vielleicht oder Geesthacht. Irgendsowas. Mundwinkel #2: Uschi-Glas-Sprachfärbung allerreinster Güte: Irgendwo von der Isar. c) konnte ich ihre lingualen Eigenheiten natürlich nur aus der Erinnerung niederschreiben, weshalb Fränkisch dann auch schnell mal ins Badische oder Hessische abdriften musste. Für Inhalt und alles andere bürge ich d) aber mit meinem Namen! +++ Poverty is picturesque, dachte ich beim Spaziergang an einem lauschigen Abend not long ago. Paradiesartige Landschaft, relativ ursprünglich. Dezente Infrastruktur. Und dennoch: An manchem Gartenzaun hängen Transparente und fordern "die Straße". Man fühle sich ignoriert. Von denen da oben, nehme ich an. Der hiesige Wutbürger will ebenso breite Straßen, wie sie die anderen überall sonst schließlich auch haben. Für seine gefühlten vier Autos pro Stunde. +++ Geht mich ja nichts an. +++ Frage an Radio Eriwan: Wie sagt der Sachse, wenn er in Zscheckwitz am Ortausgang steht? Antwort: "Im Prinzip: Zscheckwitzout!" +++ P.S.: Was mir nun langsam, aber doch ziemlich sicher, gepflegt auf die Hutschnur geht, ist dieses ewige "Mahlzeit!" hier...
Foto: 4 Autos die Stunde (Polo aus Märkisch-Oderland) © KvK, 2011
Foto: Weizenfeld © KvK, 2011
Foto: The martians could land in the carpark and no one would care © KvK, 2011
Foto: Goodbye Yellow Brick Road where the Dogs of Society howl © KvK, 2011
Foto: Zscheckwitzout © KvK, 2011
9 Kommentare:
In der Kantine bekommst Du vom Personal auch ständig "Mahlzeit" zu hören. Da kann der dpa-Kollege bestimmt auch ein Lied von singen.
Das Mahlzeit-Lied (deutsche Version vom Schu-Schu-Song, oder wie der hieß).
Wow! Diesmal habe ich deinen Ausführungen rein gar nichts hinzuzufügen, geschweige denn zu entgegnen oder zu korrigieren. Ausser vielleicht das bei "460 € warm für 57qm, Reihenhaus mit Vorgarten" Harburg ausscheidet. (Mal ehrlich: Reihenhaus mit 57qm?? Hört sich mehr nach Auenland, Bezirk Mittelerde an!!)
Dir bekommt dir Kur offensichtlich gut. Bin beeindruckt! Ist dies vielleicht der richtige Zeitpunkt, ein Buch zu starten???
Nein.
Nein?
Was habt Ihr eigentlich ständig mit diesem Buch von Kai? Schreibt doch selber eins!
Heute hat ja Janina Geburtstag!
Und tolles Wetter hat Janina auch! 35 Grad, Sonne. Wenn sie sich zufällig in Madrid aufhält.
Berlin: 13 Grad, Regen. Man fast es nicht.
Naja, besser als Kreischa. 11 Grad.
Und im Kröcher-Wappen finden sich Kamele (http://de.wikipedia.org/wiki/Kr%C3%B6cher_%28Adelsgeschlecht%29).
Versteh' ich alles nicht.
Das Bücherschreiben wird vollkommen überbewertet, finde ich. Mahlzeit & schönen Feierabend!
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