Frigida / Je suis Kathrin Oertel.

Vallstedt/Niedersachsen (Archiv) © Kai von Kröcher, 2013









An einem trüben Sonntagabend im Januar '89 – vor, sagen wir mal, ziemlich genau sechsundzwanzig Jahren: tausenddreihundert Einwohner, eine Gastarbeiterfamiliegepflegte westdeutsche Provinz. Über allem einzig die ewige Frage: welche Lackierung für den kommenden Jahreswagen aus dem Volkswagen-Werk diesmal? In wenigen Wochen würde ich nach West-Berlin emigrieren; jetzt aber ging ich noch einmal in diesen Getränkemarkt/Kneipen-Hybrid schräg über die Straße, wo ein paar Dorftypen herumsaßen und gerade die Tagesschau guckten: In West-Berlin waren die Republikaner in den Senat eingezogen, und just in dem Augenblick, wo ich mir ein paar Flaschen aus einer der Bierkisten fischte, sagte der eine der Dorftypen zu seinen Kumpels: »Wer sind eigentlich diese Republikaner?« Und von den anderen antwortete einer: »Das sind die Ausländer.« Und jetzt der erste der Dorftypen wieder: »Was?« Und dann die anderen alle zusammen: »Jaaahá!« – dann betretenes Schweigen. Der erste der Dorftypen dreht seinen Kopf schräg nach unten, saugt Luft durch die Zähne, schließt kurz die Augen. Dann murmelt er kopfschüttelnd: »Als deutscher Bürger wirste hier bald entmündigt!«

Überschrift inspired by: Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida)
Überschrift inspired by: Je suis Charlie – Solidaritätsbekundung nach dem Attentat auf Charlie Hebdo
Überschrift außerdem inspired by: Kathrin Oertel (*23. Januar 1978), Mutter der Pegida-Bewegung
 
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