Shout to the Top / 19th Nervous Breakdown.

Kottbusser © Kai von Kröcher, 2017



















... nur noch meinen täglichen Spaziergang. Ab sofort. Ich habe die Reisen und die aufregenden Abenteuer gründlich satt. +++ Naja, Bata Illic passt irgendwie auch wieder nicht richtig – die neue Single von Arcade Fire. Irgendwas aber definitiv aus den Autoradios der Siebzigerjahre, ich komme nicht drauf. +++ Jetzt zu dem Foto: das ist das – man sieht es vielleicht – das berüchtigte Kottbusser Tor. Vorgestern vor einer Woche auf dem Heimweg vom Club. +++ Wo mich bisher übrigens noch nie jemand angeschrien hat. Nicht einmal der "Telefonzellen-Guru", oder wie man den nennt. Dieser aggressive Idiot, der immer mit Bierflasche auf dem Dach der Bushaltestelle sitzt – die Telefonzelle hat ja mittlerweile kein Dach mehr. +++ Genau, gestern nämlich, da habe ich wohl etwas überreagiert: Das war ganz am Anfang des Abends, es war noch kein Gast da. Vertieft in die Playlist auf meinem Laptop. Ich kauerte mit dem Rücken zur Tür auf dem Boden. Da kommt der Pferdemaler herein, der früher einmal Muhammad Ali fotografierte, das kriege ich aber nicht mit. Der Pferdemaler sagt laut: "Ey, Kai!" Ich reiße halb eine Bierkiste um, schnelle in einer Zehntelsekunde kerzengerade nach oben – um 180° um die eigene Achse gedreht. Schnauze ihn an, ob er bescheuert ist. Und warum eigentlich jeder meint, mich anschreien zu müssen – von hinten! +++ Und dann ist der Pferdemaler beleidigt gegangen. +++ Sorry, war nicht persönlich gemeint! +++ Herzanfall in der Szenegaststätte der Herztoten. +++ Wo ich gerade eben den Märchen-Comic auf meinem Küchentisch sah: Vor einer Weile, ganz früh am Abend, nur die Soloartistin Lotis Tyr sitzt am Tresen im Club. Und irgendwer noch, der fällt mir gerade nicht ein. Dann kommt so ein älterer Vogel herein, so vom Typ her Hamburger Kiez. Mischung aus, sagen wir mal, Börty-Boy Reynolds und James "Hansi" Last. Unterstellen wir ihm mal zehn Jahre Knast, keine Ahnung. Sitzt da und flucht vor sich hin, irgendwas passt ihm nicht in den Kram. Zwischendurch murmelt er immerzu, dass er gleich geht: "Ich gehe jetzt gleich." Tut er dann aber nicht. Sitzt weiterhin da und flucht vor sich hin. Hoffentlich, denke ich so, geht er nicht gleich in die Luft. Jetzt kommt dieser Typ rein, der kommt fast jeden Abend. Ein Gesicht wie Stan Laurel – will seine selbstgezeichneten Märchen verkaufen. Geht wie immer von einem zum andern: "Märchen, Märchen! Ulpi-Märchen!" Der Zehn-Jahre-Knast-Typ sieht ihn an, zuckt verständnislos mit den Schultern: "Ich mache mir nichts aus Märchen." +++ In meiner Erinnerung war die Geschichte irgendwie witziger.

Überschrift inspired by: Shout to the Top! © The Style Council, 1984
Überschrift also inspired by: 19th Nervous Breakdown © Nash the Slash, 1981 (Cover)
Textzitat: Käpt'n Haddock in: Tim und Struppi – Der Fall Bienlein (L'Affaire Tournesol) © Hergé, 1956
Everything Now © Arcade Fire, 2017
 
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