Auf dem Segler / Sonderbare Vorfälle im Hause.

Kehrwieder (Urbanhafen) © Kai von Kröcher, 2017

Blick aus dem Küchenfenster © Kai von Kröcher, 2017





























Ein Oberkellner zahlt alle Gäste aus und geht, ein Kognaktrinker wirft den Tresen um. +++ Neulich, als ich abends genervt eine Nervensäge hinauswarf, stellte ich mir einen Gaststätten-der-Herzen-Betreiber vor, der immer komplett alle seine Gäste hinauswirft. Und ob das vielleicht ein Geschäftsmodell wäre mit Zukunft. +++ Die Bilder heute – man könnte fast sagen: Schuss/Gegenschuss – stammen beide aus meiner just eingeleiteten Caspar David Friedrich-Phase. +++ Friedrich-Phrase. +++ Oben: Blick vom ohne Quatsch vielleicht sogar schönsten Platz im Urbanhafen am Abend. Oder, anders gesagt: Platz mit dem schönsten Blick in den Abend am Urbanhafen. Unten: Blick aus dem Küchenfenster an Pfingsten. +++ Schön. +++ Dann fiel mir noch eine Geschichte ein, das dürfte so letzten November gewesen sein. Da war die netteste Frau der Welt zu Besuch in Berlin, und ich schlug Ediths und Dietmars Riogrande an der Oberbaumbrücke vor. Österreichische Küche mit super Wasserblick, das muss man schon sagen. Spielt für die Geschichte allerdings keine Rolle. Jedenfalls, der Bruder der nettesten Frau der Welt war auch mit dabei, den hatte ich bis dahin nie kennengelernt. Der könnte nach meiner Einschätzung, ich kenne mich da prinzipiell aber nur oberflächlich mit aus, der erfolgreichste Gastronom Münchens sein. Naja, jedenfalls lud er uns großzügig zum Essen ein, und ich wollte mich später im Club revanchieren: Die netteste Frau der Welt fuhr bei mir auf dem Gepäckträger mit, ihr Bruder musste kurz noch die Kinder ins Hotel bringen. +++ To cut a long story short. +++ Ich kann mich genau erinnern: Als der möglicherweise erfolgreichste Gastronom Münchens im Club später zu uns stieß, da brachte er nur ein, wie sagt man, ungläubiges, kurzes "oh" über die Lippen: Im Club saßen als Gäste einzig die netteste Frau der Welt und halt der Gaststättenbetreiber der Herzen himself. Und dessen Barfrau. Es war, das muss man vielleicht dazusagen, ein eher ruhiger Abend. Allerdings, in der Geschichte spielt dann auch noch ein Pärchen eine nicht unwichtige Rolle, dazu aber später mehr. Ob die nämlich schon da waren oder erst später dazukamen, das weiß ich nicht mehr. +++ Jedenfalls erzählte ich, der Abend habe eh schon recht merkwürdig angefangen, weil, gleich kurz nach sieben, da hatte ich direkt mal den allerersten Gast bei seinem allerersten Bier postwendend hinausgeworfen. Der dann fortwährend beteuerte, er sei Sergio oder so und er habe mir doch überhaupt nichts getan. Das fanden die beiden aus München schon mal ziemlich bemerkenswert: Gleich mal den allerersten Gast, den Sergio, hinauszuwerfen...! +++ Naja. +++ Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht: Wie gut stehen die Chancen auf einen posthumen Ruhm, also, sagen wir mal, zum Beispiel van Gogh? +++ Ach so, genau: Jedenfalls saßen wir so da in dem also fast leeren Club, und ich erzählte, wie dieser Sergio oder so Annika hinter dem Tresen andauernd Zigaretten hatte anbieten wollen. Sie aber jedes mal ablehnte und schon langsam genervt war. Wie mir die Hutfeder riss und ich ihn dann achtkantig rauswarf. Und während ich so erzählte, da stutzte Annika hinter dem Tresen plötzlich: "Scheiße, wo is'n das Pärchen hin?!" Die zwei hatten die ganze Zeit wenig beachtet am Tresen direkt neben mir gesessen. Und, als gerade der ganze Raum wie gebannt an meinen Lippen hing, die Chance zu einem sogenannten polnischen Abgang genutzt. +++ Auch wieder so 'n Ausdruck, aber naja...

Überschrift inspired by: Auf dem Segler © Caspar David Friedrich, 1818
Überschrift also inspired by: Der Kommissar – Seltsame Vorfälle im Hause von Professor S. © ZDF, 1973
Lyrics: Draußen hinterm Fenster © Element of Crime, 1993
To Cut a Long Story Short © Spandau Ballet, 1980
Riogrande | May-Ayim-Ufer 9 | Berlin
 
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