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Eine unsichtbare Spannung ist spürbar. An manchen Orten auch sichtbar. „Machst du am Samstag auf oder lässt Du den Laden zu?“ – diese Frage hört man seit Tagen schon die Kiez- und Szenegrößen rund um die Ohlauer Straße sich zuraunen. Der Waschsalon jedenfalls macht seit gestern Nägel mit Köpfen. Und sieht ganz schön artifarti aus: „Der Künstler Bernd Hagewald rüstet Kleingewerbebetriebe mit Spanplatten ein und verändert so das Gesicht ganzer Straßenzüge in Kreuzberg – und hält der Konsumgesellschaft den Spiegel vor.“ Genau. Der Künstler Bernd Hagewald. Das In-Lokal in der Hausnummer 31 wird sich der Gewalt von und auf der Straße keinesfalls beugen: Tapfer werden morgen Tische und Stühle herausgeholt und die Spiele des vorletzten Bundesliga-Spieltags live und in Farbe gezeigt. Alle Spiele, alle Tore im club49 – um 15:30 Uhr geht’s los. Ab kurz nach acht schalten wir die Glotze aus und gehen zum gemütlichen Teil über. „Flirtfaktor zehn“, wertet Bravo Girl . Heute Abend glühen wir dann schon mal vor: Tanz in den Mai mit Stalag und Weedman – No Sound like We . Checkt es aus. Handyfoto: Waschsalon, Ohlauer Straße © KvK, 2010
Fritz von Thurn und Taxis brachte es wie gewohnt auf den Punkt. Zum zweiten Halbfinale Barça gegen Inter gestern Abend hatte ich mich vorsorglich mit Finalgon-Tiefenwärmetherapie-Salbe eingerieben, und während mein Sky-Lieblingskommentator mit staunenden Kinderaugen in Superlativen ein mäßiges Spiel besang, brannte mir der Pelz, als hätte der Leibhaftige mich höchstpersönlich in die Finger bekommen. Heute Abend, nur zur Beruhigung, zeigt der Club keinen Fußball – da bleiben wir hart. Und werden wieder schon mal ein halbes Stündchen früher als gewohnt öffnen, denn der Frühling lugt draußen ums Eck und die Biergartensaison ist seit gestern eröffnet. Morgen dann tanzen wir mit Stalag und Weedman in den Mai. Letztes Jahr ist da übrigens abgeschleppt worden. Nicht im Club, sondern von der Polizei. War überall absolutes Halteverbot wegen der 1.-Mai-Demo...! Handyfoto: Feierabend – Señor Kröch geht nach Hause © KvK, 2010
Jetzt ist es amtlich: Die Tinte unter den Booking-Verträgen für den Tanz in den Mai ist trocken – Selector Stalag & Weedman werden den Club am Freitag zum Rauchen bringen – im wahrsten Sinne des Wortes. +++ Jetzt ist es raus: Die strahlende Nina, Wirtin des Soul Cat in der Reichenberger, fragte mich gestern, ob ich denn meinen neuen Nachbarn schon kennen gelernt hätte. Neben dem Club, dort wo das Hauptquartier der berüchtigten Monchichi-Bande vermutet wird und wo zur WM 2006 seinerzeit das Public Viewing erfunden wurde, dort, in der Ohlauer Straße 33, macht DJ Alberto oder so ähnlich demnächst einen Plattenladen auf, in dem man wohnen kann und wo es Parties gibt. +++ Jetzt ist es geschafft: Der FC Bayern steht im Finale der Champions League. Unsere Barfrauen kamen nach dem beeindruckenden 3:0 Auswärtssieg zu dem Schluss, international spiele Bayern ja nicht so die Rolle. Das kann man so sehen. +++ Jetzt ist es wieder so weit: Der neueste heiße Scheiß aus USA mit DJ Fuzzy Dunlop heute Abend. Direkt nach Barça gegen Internet Mailand. +++ Jetzt muss ich los: Die Bierfahrer kommen gleich.
Handyfoto: Mein Arbeitsplatz – Kampfplatz für den Frieden © KvK, 2010
In den Kommentaren zum letzten Post hier drunter ist bereits der intellektuelle Niedergang der Ohlauer Straße gefordert bzw. beschworen worden. Was vielleicht etwas übertrieben war, aber zugegeben: Mein Internet klemmte die vergangenen Tage hinten und vorne etwas und an allen Ecken und Enden – und so richtig was los gewesen war auch nicht, ehrlich gesagt. Der heutige Abend wird erst einmal den Freunden des gepflegten Leders gehören. Lyon gegen Bayern – die Abrechnung. Das dürfte spannend werden, es sei denn, man interessiert sich ausschließlich für Botho Strauß. Aber ab kurz nach elf stehen wir auch dessen Anhängern wieder zur Verfügung. Zuvorkommend und kompromisslos wie immer. Morgen dann DJ Fuzzy Dunlop an den Geräten – und zuvor bis halb elf Barça gegen Inter. Das Foto ist Michi gewidmet, die die sogenannte Arschkarte gezogen hat, heute Abend zum Fußballhorror hinter dem Tresen stehen zu müssen. So nämlich sieht der Feierabend im Club aus – und von dem wünsch ich ihr einen besonders schönen. Handyfoto: Feierabend im Club © KvK, 2010
Am Spreewaldplatz im Liegestuhl liegen war wie der vielbeschworene Tag am Meer gestern. Everyday is like Sunday, und man glaubte felsenfest, sich unbedingt einen Sonnenbrand holen zu wollen. Dann bog der Künstler D. um die Ecke und wir heckten was aus. Ein cooles Ausstellungsprojekt, und das ist auch gut so. Apropos Kunst: Valentino Valente, im Club eher für sein virtuoses Gitarrenspiel bekannt, dreht am 8. und 9. Mai in Berlin seinen Abschlussfilm und sucht noch Unterstützung in irgendeiner Form. Helfende Hände zum Beispiel. Eine der Hauptrollen ist unter anderem mit Birol Ünel besetzt, den man vielleicht noch aus "Gegen die Wand" kennt. Sollte jemand Lust und Zeit haben, da mit zu machen, sagt er einfach im Club Bescheid. Ich bin am 8. Mai ja gerade bei Hertha gegen Bayern im Olympiastadion, sonst wäre ich vielleicht bei den Standfotos eingesprungen. Handyfoto: Wiener Straße am Sonntag aus dem Liegestuhl heraus betrachtet © KvK, 2010
12 Uhr Mittags. Oder kurz danach. Ein junger Mann ohne Berührungsängste setzt sich Schenkel an Schenkel neben mich auf die Bank vorm Club, schreibt SMS und hört Kopfhörer. Und rotzt den Boden voll. Ich frage, warum er jetzt hier alles voll rotzt. Er meint, er rotzt doch nur da hin. Ich sage, das sei hier mein Laden und er wäre im übertragenen Sinne sozusagen bei mir zu Haus. Und Abends kämen hier Gäste, und das wäre dann nicht so schön, wenn da alles vollgerotzt sei. Er sagt: "Eysch, rotz' doch nur hier hin. Ist jetzt Mittag und heute Abend ist das wieder weg." Ich versuche, mit ihm über Umgangsformen zu reden. Er sagt, er hätte ja nicht gewusst, dass das mein Laden sei. Das hätte ich ihm sagen sollen. Er hätte mich einfach nur für irgendeinen Typen mit 'nem Laptop gehalten. Ich versuche, das Gespräch noch einmal in Richtung Umgangsformen zu lenken. Er sagt: "Sie diskutieren mir zu viel" – und geht. In diesem Augenblick kommt Nike auf dem Fahrrad ums Eck gebogen, sieht toll aus und schenkt mir eine Caribou-CD, die ich nicht kenne. Heute Abend spontan an den Plattenspielern: Laser-Girl. Handyfoto: Zimmerpflanze © KvK, 2008
Da ist sie ja: Die Grande Dame der analogen Fotografie – Kameratechnik made in BS. Lag fast ein ganzes Jahr lang bei Foto-Braune am Herrmannplatz, bis endlich das Geld für die Reparatur beisammen war. Schon Angst gehabt, die hätten sie vielleicht einfach verhökert – sind aber nicht so welche. Dann kann's ja wieder rund gehen. Heute Abend im Club DJ Burning Nerves und morgen die Expertenrunde am Nachmittag. Mit Kröch. Checkt es aus... Foto: Rolleiflex 6002 mit Sonnar © KvK, 2010
Schon wieder sitzt Nicolette Krebitz am Tisch in der Ecke. Ich hab das mal gegoogelt: Es ist überhaupt nicht Nicolette Krebitz – Nicolette Krebitz sieht komplett anders aus. Letzte Nacht im Club musste ich ziemlich in mich hinein kichern: Jemand hatte den pseudo-infantilen Kreuzberg-Aufkleber mit dem Schlagring mit einem neuen Kreuzberg-Aufkleber überklebt. Das Foto hier erinnert an das ursprüngliche Beggars-Banquet-Cover, das Decca Records sich damals nicht zu veröffentlichen traute. Nächste Woche ist Erster Mai und da muss man als Krawall-Kneipe Plastikbecher organisieren, weil es sonst eine Strafe vom Ordnungsamt gibt. Zum Tanz in den Mai nächsten Freitag spielen dann wohl Stalag und Weedman auf – wir stellten gestern fest, das sei ja nun schon Tradition. Morgen im Club: DJ Burning Nerves. Handyfoto: Beggars Banquet © KvK, 2010
Hatte mir gestern vorm Champions League Halbfinale noch Björn Bugri den eingeklemmten Rückennerv massiert, musste mir Anja, die Grande Dame der Morena, nun mit einem Streifen Hans@plast aushelfen: "Da haben Sie sich aber geschnitten", wie man als humorvoller Mensch hier wohl sagen könnte. Aber totz des Vulkans, meines penetrant schmerzenden Nackens und einem ins Laptop blutenden Zeigefinger: Pünktlich gegen halb acht heute Abend wird der Club seine Pforten öffnen und die Meute Bayern-oder-was-auch-immer-Fans einatmen, um sie drei, vier Stunden und einige Augustiner später wieder auf den Bürgersteig zu spucken. +++ Ist das Nicolette Krebitz dort am Tisch in der Ecke? Die find ich ja irgendwie gut. Im Radio sagte sie einmal, Cat Powers Stimme sei wie ein Schluck Glenmorangie. Seitdem war der im Club immer regelmäßig nachgefüllt worden. Muss mal wieder welchen kaufen. +++ Peer aus der Lausitzer drückte mir gestern die lang ersehnten und heiß begehrten Karten fürs Olympiastadion in die Hand. +++ Wer legt denn nun am Wochenende auf – und wer cremt mir den Rücken mit Kytta-Salbe ein?! Foto: the Cards from Peer © KvK, 2010
Während bei Facebook immer mehr Kupferstecher vermelden, sie hingen wegen des Vulkans in Venice Beach/Kalifornien fest oder halt auf den Kanaren, genießen wir in Berlin unseren geregelten Alltag. Diese Woche mit zwei Abenden Champions League. Da kommen wir leider nicht drum herum. Dafür aber versprach DJ Heidi immerhin, nie wieder völlig betrunkene St.-Pauli-Fans in den Club zu lotsen, die mir ins Treppenhaus pissen und gehütet werden müssen wie ein Sack voll Flöhe. Das musikalische Rahmenprogramm fürs Wochenende ist bislang noch offen, aber da werden wir schon noch was Duftes aus dem Hut zaubern. Handyfoto: Alltag im Heinz Minki © KvK, 2010
Porno-Cartoonist Ralph Meiling hatte neulich ein Kinderfoto von mir ausgegraben. "Damals wie heute", war sein spöttischer Kommentar dazu. Und am Nachbartisch im Morena hat sich gerade Phil Collins einen schwarzen Tee bestellt. Phil Collins oder Jack Lemmon – ich verwechsel die beiden immer irgendwie. Auf jeden Fall ein Franzose. Apropos: Morgen und Mittwoch ist wieder Champions League, da heißt es, bitte bis kurz vor elf einen großen Bogen um den Club zu machen. Wer möchte eigentlich die Expertenrunden-Schicht am 8. Mai für mich übernehmen: der DJ Kröch hat nämlich zwei Tickets für Hertha gegen Bayern München im Olympiastadion. Behauptet er jedenfalls. Foto: God is a DJ © Ralph Meiling, 2010
"Haben Sie da eben gerade das Stadion fotografiert?!" – Dem jungen Tankwart mit der Noddy-Holder-Kotelette machte wohl so schnell keiner was vor. "Äh, wieso?", fragte ich leicht verdutzt: War das Fotografieren des Stadions in Braunschweig neuerdings nicht mehr erlaubt? "Von welcher Zeitung sind Sie denn?", bohrte er weiter. "Weil, neulich war schon mal einer da und hat fotografiert, und dann haben wir das später in 11 Freunde gesehen." Stimmt. In Ausgabe 100 hatte es eine Homestory über die als besonders leidensfähig bekannten Braunschweiger Eintracht-Fans gegeben. Ich habe den Artikel nie ganz bis zu Ende gelesen – schon nach zwei Absätzen war ich von dem Gefühl einer lähmenden Trostlosigkeit vollkommen niedergeschlagen und musste die Zeitschrift beiseite legen. Heute um 17:30 Uhr im Club Frankfurt gegen Hertha unter der umsichtigen Leitung von DJ Kröch. Abends dann alles wieder wie gewohnt. Foto: Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße © KvK, 2010
Ein sehr schöner Abend gestern etwa 255 Kilometer entfernt von der Ohlauer Straße. Man trifft die Frau mit dem Gen ewiger Jugend. Franziskaner Weißbier und zwei Wolters Pilsener. Mittendrin der Blick vom obersten Parkdeck über die tief-abendliche Stadt Heinrichs des Löwen. Wenn man noch mehr erwarten darf vom Leben, dann vielleicht gerade noch DJ Laser im Club beispielsweise. Oder The Jackals Old School Hip Hop heute im Wechsel mit Fearless Bob live. Oder die Expertenrunde am Nachmittag. Aber ihr wisst ja doch immer alles besser – und Diego (nehme ich an) meldet aus Potsdam, die Welt ginge eh jetzt bald unter. Handyfoto: Parkhaus Schützenstraße © KvK, 2010
"Mal sehen, was heute so passiert auf der A2 nach BS", hatte ich gestern noch auf den lobenden Kommentar der Frau ohne Dia-Projektor geantwortet. Hier die Facts: Gleich in Neukölln schon schossen mir Tränen in die Augen, als ich in meinen Aral-"Super-Snack des Monats" biss, und ein Kind mit riesigem Kopf auf einem City-Roller an mir vorbei über den Bürgersteig rollerte. Es hätte genauso gut auch ein kleiner Mann sein können – mit dem riesigen Kopf eines Zehnjährigen. Ich musste an all die seelischen Grausamkeiten denken, die Elephant Man beispielsweise hatte in seinem Leben erleiden müssen und war überzeugt, das Leben sei ungerecht. 28,8 Kilometer Autobahn später dann riss mir das Unterbodenblech halb aus der Verankerung und drohte mit hämmerndem Klopfen den Motorblock zu durchschlagen. Passend dazu ließ sich auf einmal die nervende They-might-be-Giants-CD nicht mehr ausschalten. Eine akustische Fahrt durch die Hölle. Auf einem Parkplatz sprach ich den polnischen Autohändler an, der gerade vom Klohäuschen kam. Er kroch unter das Auto und riss die lose Verkleidung ab. Dann wollte er mir mein Auto abkaufen und wir tauschten Nummern aus. Ich fand ihn sehr nett. Als ich ihn später auf der Autobahn überholte, hupte und winkte ich. Vielleicht lade ich ihn zum nächsten Polski Wieczór mit Andreas Collin im Club ein. An einem Viehtransporter namens "Kälber-Express" ein paar Meilen weiter westwärts prangte ein Kuhkopf und darunter der Slogan: "Wir haben es tierisch gut!" Ich war mir nicht sicher, aber wahrscheinlich war das gelogen. Auf meinem Dorf angekommen, löste sich kurz vor Zuhause die andere Hälfte der Bodenverkleidung, und mit waslawskaeskem Geschepper bog ich auf unseren Hof ein. Dann gab es Abendbrot. Heute im Club: DJ Laser. Handyfoto: A2, Rasthof Börde © KvK, 2010
Gleich geht's raus aufs Land in die erweiterten Suburbs der Stadt Heinrichs des Löwen. Dorthin, wo der DJ Kröch einst den Laser-Girl-Haarschnitt und den Punkrock erfand (Foto). Apropos: Laser-Girl legt morgen Abend im Club Platten auf und reiht sich ebenso wieder ein in die Schar legendärer Neuentdeckungen wie "Spit'n'Sawdust" letztens oder eben The Jackal, der die Plattenspieler Samstag Abend gleich übernehmen wird. Wahrscheinlich noch warm. The Jackal übrigens bringt einen Landsmann mit aus dem Vereinigten Königreich: Fearless Bob spielt zwischen den Hip-Hop-Tracks ein paar Songs live auf der elektrischen (?) Gitarre. Vorher am Nachmittag bereits freuen wir uns auf die Expertenrunde am Samstag. Los geht's, wenn der Schiri pfeift – genauso wie Sonntag. Da zeigt der Club Eintracht Frankfurt gegen Hertha BSC. Anpfiff dort ist dann um 17:30 Uhr. Foto: DJ Kröch als Dreikäsehoch © privat, ca. 1966
Die Jungs hatten mein Auto abgeschleppt, weil die Versicherung bockig war und mich raus geworfen hatte. Will man in solchem Fall am Wochenende kurz seine Mutter besuchen fahren, sollte man rechtzeitig die 110 wählen, um sich zu seinem Kfz durchzufragen. Und genug Bargeld einstecken, denn sonst sieht man die Mühle schon gar nicht wieder. Und alle Papier wiederfinden. Das Bürgeramt Lichtenberg jedenfalls liegt fernab jeder BVG- oder S-Bahnlinie und ist auf den letzten zwei Kilometern nur zu Fuß zu erreichen. Stellt die sogenannte "Auslösebestätigung" allerdings nur bis 14:00 Uhr aus, aber dafür sind sie dort wenigstens halbwegs freundlich. Man zahlt 138,30 € und macht sich auf den Weg zur nächsten Versicherungsbude: "Am Stasi-Knast vorbeischlängeln und sich dabei immer links halten!" – Okidok. Neben der Kfz-Werkstatt am Stasi-Knast ein großes Schild der 'Nürnberger Versicherung - Sicherheit im Zeichen der Burg'. Es riecht stark nach Vor-'89 – und nach kurzem Herumirren mault ein Hausmeister mich an, die Versicherung gebe es nicht mehr. "Schon lange nicht mehr!" Jugendliche helfen mir schließlich, eine Versicherungsbude zu finden, die sich aber weigert, mich zu versichern. Am Ende leiere ich der Frau eine Kurzzeitversicherung für 75 € in bar und bis Samstag um Mitternacht gültig aus dem Ärmel. Danach noch zwei Mal in die kleine Bürgeramt-Dependance, in der Gott-sei-Dank kaum was los ist und wo ich auch nur zehn Euro Bearbeitungsgebühr hinblättern muss. Dann mit der S-Bahn über Marzahn bis Endstation Ahrensfelde. Das Auto war nach Brandenburg geschleppt worden – "rund zwanzig Kilometer von hier", wie man mich mehrfach schon in Lichtenberg gewarnt hatte. Ein angenehmer Taxifahrer bringt mich für 21 € in die Ortschaft Löhne hinter dem Berliner Ring. Dann nur noch "gleich rechts um die Ecke, wo der Wachhund bellt." Ein kauziger, netter Typ schraubt mir schnell noch die neuen Nummernschilder an und lehnt Trinkgeld ab. Gern hätte ich noch ein Bier mit ihm getrunken. Abends zu Hause sank ich im Sofa zusammen, wie der letzte Gast im Club49 auf Ralph Meilings Zeichnung – und klemmte mir einen Rückenwirbel ein oder sowas in der Art.
Cartoon: Letzter Gast im Club49 © Ralph Meiling, 2010
Nicht immer einfach, alle Dinge gerecht zu verteilen. Das hatte selbst der liebe Gott schon feststellen müssen, damals beispielsweise, als er in sieben Tagen die Erde erschuf: Im Norden friert man sich den Arsch ab, im Süden kriegt man Sonnenbrand. Nicht viel gerechter ging es gestern Abend in der Dieffenbachstraße zu. Das Restaurant mit dem protzigen Namen "Feinste Chinesische Küche" war bumsvoll, während sich old DJ Kröch im "Vietnamesische Spezialitäten" direkt gegenüber als jetzt echt mal einziger Gast über die asiatische Schmusepop-Version von Mister Lionel Richies "Hello" freute – und über die Nr. 81 mit Garnelen und Gemüse, die super war. Im Club49 die Nacht zuvor war es ebenfalls erstaunlich ungerecht zugegangen. Nachdem die Rollläden längst geschlossen waren, DJ IM Sound den Club seit mehr als einer halben Stunde verlassen hatte, und ich allein mit Schiebermützen-Peter und seinem Kumpel Horst dem Geräusch der Thekenkühlung lauschte, wummerte die Polizei zum zweiten Mal an diesem Abend von draußen ans Fenster. Wenn nicht bald Ruhe wäre, würden sie mir den Laden dicht machen. Ich schickte meine beiden Gäste nach Hause und sagte den Beamten, ruhiger ginge es nun wirklich nicht mehr. Als ich draußen meine Stühle zusammen räumte, drehten sie noch eine Kontrollrunde und meinten irgendwas von "vorbildlich". Vorbildlich waren auch die Premierengäste von "Waslawska" am Freitag. Nicht nur war das Regenbogenkino bis auf den letzten Platz gefüllt und der Biervorrat am Ende restlos geleert – auch waren die Zuschauermeinungen hinterher überwiegend voll des Lobes. Nur die junge Frau aus Friedrichshain hatte sich zwischenzeitlich gelangweilt – da haben wohl auch die Nacktaufnahmen zur Mitte des Films nichts dran ändern können. Ebenfalls großartig fiel übrigens auch das DJ-Debüt von "Spit and Sawdust" später im Club aus: Die Entdeckung des Jahres, wie ich finde! Handyfoto: Vietnamesische Spezialitäten © KvK, 2010
Auf meinen Frisörtermin im "Engelshaar" in der Ohlauer Straße wartend, spielte vorm Morena plötzlich ein Duo waslawskanischer Straßenmusiker auf. Vor Aufregung wurde das Handyfoto leicht verwackelt, aber als Zeitdokument für Guido Knopp müsste es reichen. Freue mich ungemein auf die Premiere heute Abend. Und natürlich auf "Spit'n'Sawdust" zeitgleich im Club. Und jetzt muss ich los zum Friseur – der rote Teppich verzeiht keine stylischen Fehltritte... Handyfoto: waslawskanische Straßenmusik © KvK, 2010
Eine nervöse Ruhe liegt über Kreuzbergs Straßen. Vielleicht, weil morgen Abend Kinopremiere von "Waslawska" ist. In Anwesenheit von Regie und Darstellern. Und original waslawskanischem Wodka. Wem das Wetter zu schön für Kino ist, der kann morgen auch in den Club gehen zum DJ-Debüt von Spit'n'Sawdust, zwei sympathischen jungen Frauen aus dem "Bierhimmel" und dem "SO36". Sollte das manchem immer noch zu banal und proletarisch sein: Am Samstag ist die Vernissage von Manzur Kargars Ausstellung in Palm Desert / Kalifornien, für die er eigens drei Monate lang in einem Atelier in den Suburbs von L.A. gemalt hat. Aerosmith-Sänger Stephen Tyler, der gerade irgendwo in der Nähe bei Betty Ford zu Gast ist, wurde neulich auch schon als Gast der Galerie begrüßt. Von Manzur Kargar stammt unter anderem auch das Werk "club49", das seit ziemlich genau zwei Jahren eine der vielen Wände im Club adelt. Checkt es aus, wie der Ami in diesem Fall ausnahmsweise sagen würde...! Malerei: aus der Serie "New Paintings" © Manzur Kargar, 2010
Letzte Nacht musste ich leider erfahren, Recordshopgirl sei gestorben. Gefühlt eine Stunde später meinte eine wohlsituierte Frau in der Minibar zu mir, ich erinnere sie an Faye Dunaway in "Barfly". Ich konnte mich an Faye Dunaway in "Barfly" gar nicht erinnern, meinte aber, Faye Dunaway sei auf jeden Fall ein schönes Kompliment. Dann setzte ich mich auf meinen Traum in Mintgrün und fuhr in die Nacht. Heute das Champions-League-Viertelfinal-Rückspiel Manchester United gegen den FC Bayern. Danach die größten Hits von Hazi Osterwald im Club. Alles von 1963 - '87. Ich kann "checkt es aus" nicht mehr hören... Foto: Faye Dunaways Geburtstag © Graf Tati, 2010
Um noch einmal an die Kinopremiere am Freitag zu erinnern, hier das traditionelle Ostermahl Waslawskas: usbekische Spaghetti mit russischem Ketchup. Mmmh. Foto: usbekische Spaghetti © KvK, 2010
Paul Kalkbrenner live gestern war dann doch nicht mein Ding. Ohne den Einsatz psychedelischer Drogen kam man irgendwie nicht in den Groove. Überhaupt ging alles so halbwegs in die Hose. Die Fußball-Ergebnisse waren zwar alle noch dufte, aber danach wurde der Abend irgendwie immer absurder. Am Ende stand man wie in einer fiktiven Szene aus "Waslawska III" mit einer Rose in der linken und einem Pernod in der rechten Hand und dem Freund aus dem Fernsehen in der Maria am Ufer und dachte, man wäre vielleicht einfach besser zum richtigen Zeitpunkt ins Bett gegangen. Und plötzlich war Ostern... Handyfoto: Kuschelecke im Clüb © Sabine Steinort, 2010
Heute Abend Aljoscha & Olivier an den Plattenspielern. DJ Bez und Olivier, sozusagen. Ab etwa 15:00 Uhr schon öffnet Le Clüb seine Pforten zur Expertenrunde. Das Bundesligaduell des Jahres: Schalke - Bayern und danach das Kellergespenst Köln - Hertha. +++ Welches Girl zwischen 18 und 43 hätte Zeit und Muße, heute Abend mit zu Paul Kalkbrenner in die Arena zu gehen? Liegt's an meinem neuen Herrenduft von Jil Sander? Habe noch einen Gästelistenplatz frei. Alle gebuchten Kandidatinnen sind kurzfristig abgesprungen. Treffpunkt kurz nach acht im Clüb. Zur Not gehen auch Tüpen. Handyfoto: Helmuth Nowaks Opel Rekord in der Skalitzer © KvK, 2010
Porno-Cartoonist Meiling zimmerte mir gestern die mittlerweile fast schon mythisierte Kuschelecke bei den Bierfässern zusammen. Ein Traum in Weinrot und Kunstleder. Leider durfte ich abends nicht anwesend sein, um sie beim Gläschen Pilsbier offiziell einzuweihen. Wäre bei Nikes DJ-Nacht im Club gerne dabei gewesen. Irgendwer meinte, das sei die, die immer so finnisches Zeugs spielt. DJ Kröch himself legte gestern mit Heidi im "Molinari" zum 5-jährigen auf, und es war bestimmt nicht übertrieben, als Heidi am Telefon meinte, das würde recht anstengend werden: Nach ungefähr zehn Minuten hinter dem DJ-Pult standen mir Tränen in den Augen und ich wollte nach Hause – heim in meine Kuschelecke und kuscheln. Später, als alle besoffen waren und schmerzfrei, wurde es doch noch ein sehr schöner Abend. Eine große Frau bedrohte mich gar noch, als es am Schluss keine Musik mehr gab. Sie hätte ein Recht auf Musik oder so. Ich setzte mich auf mein Rad und entschwand in die Nacht. Morgen Nachmittag Fußball-Bundesliga. Die Expertenrunde im Club. Danach Aljoscha und Olivier alias DJ Bez & Olivier. Die sind jut druff...Handyfoto: Drinnen wird die Kuschelecke gebaut, vorm Fenster lungern die Sex Pistols rum © KvK, 2010