Mogadischu im Kinderzimmer. Der entscheidende Vorstoß in diesen festgefahrenen Verhandlungen kam von der Verlegerin. Wir waren zusammen in Biesdorf zu Besuch, und mein Patenkind hatte sich einmal mehr in den hintersten Ecken verschanzt. Weil Kai ein so furchteinflößender, großer Mann sei, schlug Frau Wulffen vor, ihn kurzerhand in eine Art Grabtuch zu hüllen, bis das Kind sich an diesen Helmut Kohl aller Patenschaften gewöhnt hatte. Das Ganze war etwas stickig, aber simpel und wirkungsvoll. Schon bei Kaffee und Käsekuchen weichten die Fronten auf, und Patenonkel und -kind waren am Ende doch "so" (Mittelfinger über Zeigerfinger verknotet). +++ Erstaunlich, was sich in ein paar Wochen alles so ändert, während man kurz mal in Sachsen die Seele am seidenen Faden baumeln lässt: Das Mac-Internetcafé unten am Spreewaldplatz verwandelt sich ("auf mehrfachen Kundenwunsch") in ein Wiener Caféhaus, der U-Bahnhof Südstern heißt plötzlich Hasenheide, was aber wohl nur an ein paar freigelegten Emailleschildern aus dem Zweiten Weltkrieg liegen dürfte, Lieblings-Köfteläden verschwinden. +++ Wie unbeeindruckt dagegen doch mancher Zeitgenosse weiterhin seine pathologischen Verhaltensmuster pflegt: Bemitleidenswert! +++ Morgen Abend dann die lang erwartete Mutter aller Pokalschlachten: Eintracht Braunschweig gegen den FC Bayern München. Heinrich der Löwe sei da nur am Rande erwähnt...
Foto: Patenkind, aufgetaut © KvK, 2011Foto: Jeanne-Claude und Christo verhüllen ein altes Haus © Anke Wulffen & Mila, 2011