Jagd auf 3. Oktober / Schaut auf diese Stadt.

Heinrich-Heine-Straße, Berlin © Kai von Kröcher, 2013

Heinrich-Heine-Straße, Berlin © Kai von Kröcher, 2013

Zum Tag der Deutschen Einheit heute mal eine Fabel. Statt zu den Tieren schalten wir noch einmal rüber zum Fußball, denn was in, äh, Braunschweig gerade geschieht, könnte man sagen, setzt ohne Quatsch gesellschaftlich Zeichen: Da ist eine Mannschaft, die hat sich aus dem Keller der 3. Liga Spielklasse für Spielklasse nach oben gekämpft. Bis hoch in die Bundesliga. Hat Emotionen freigesetzt, die keiner dem Niedersachsen an sich zugetraut hätte. Hat einen Traum wahr gemacht (jetzt wird es pathetisch), den zu träumen sich niemand mehr traute. Und nun stößt sie an ihre Grenzen: Gelandet auf dem harten Boden der Realität, bekommt diese junge Truppe samt ihrem Trainer eine Ohrfeige nach der anderen verpasst, wird jedes Wochenende öffentlich gedemütigt. Verliert jedes Spiel und wird von ihren Zuschauern trotzdem nach jedem Spiel bis lange nach Abpfiff gefeiert; das Stadion ist weiterhin ausverkauft. +++ Ich muss dabei an das zweite Buch denken von Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war, den, wie ich persönlich doch finde, enttäuschenden Nachfolger seines großartigen Erstlings Amerika. Ist auch egal. Da ist eine Szene, da kommt, sinngemäß, eine Mutter mit ihrem Jungen zum Psychiater oder Psychologen, ich kriege es echt nicht mehr richtig zusammen. Jedenfalls ist die schon ganz verzweifelt, dass der Kleine mit so und so viel Jahren immer noch kein einziges Wort spricht. Der Arzt untersucht ihn. Und wundert sich über die ganzen blauen Flecken. Sagt die Frau: "Ja, seh'n Se, Herr Doktor: Mein Mann hat den schon grün und blau geschlagen, aber mein' Se, der Bengel kriegt mal endlich den Mund auf?!" +++ Samstagabend, Old Saalfelder: Artists on Horses!

Jagd auf Roter Oktober © Tom Clancy, 1984
Schaut auf diese Stadt © Ernst Reuter, 1948
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war © Joachim Meyerhoff, 2013
Alle Toten fliegen hoch – Amerika © Joachim Meyerhoff, 2011