Gudrun Gutmensch / Suicide is painless, it ...

Mekanik Destrüktiw Komandöh © Kai von Kröcher, 2017














... brings on many changes. +++ Eine kurze Geschichte wollte ich gern noch erzählen, ich will Sie aber nicht langweilen! An den Rundfunkgeräten da draußen. Eine Geschichte, was die Welt im Innern zusammenhält. Schlaumeierei, im Prinzip: Eine Art kleine Relativitätstheorie. +++ Das Foto heute, weil ich zurzeit irgendwie keine Bilder mache: Normalerweise kann ich da dichthalten, doch weil Volker (Hauptvogel, Sänger beim MDK/d.Red.) selbst es auch schon nicht abwarten konnte – und das Bandfoto vor ein paar Tagen auf Facebook gepostet hat. Obwohl die LP erst im Juni herauskommen soll. Ist aber eh nicht das Cover, nur auf der Rückseite. +++ Die Relativitätstheorie jedenfalls, eine zähe Geschichte: Neulich ging ich am Kottbusser Damm auf dem Heimweg in einen der Spätis. Kaufte mir Kippen, ein Fläschchen Wulle, Tüte Chips (Cheese & Onion). Mein Ehrgeiz ging auf einen Abend gemütlich zu Haus vor dem Flachbild-Bildschirm. Zehn Euro zwanzig, alles zusammen, ich gab ihm zwölf. Der Spätimann erinnerte mich im Nachhinein irgendwie an eine Art mittelalten Rastapopoulus aus Tim & Struppi, keine Ahnung. Obwohl er eigentlich mehr wie ein Rennfahrer aus den Siebzigerjahren aussah. Vielleicht ein bisschen wie Steve McQueen. Er drückte mir das Wechselgeld in die Hand, Münzen, ich steckte sie achtlos in meine Hosentasche. Dann sah er mich an: "Was habe ich dir da eben gegeben?" Ich: "Keine Ahnung, habe ich nicht drauf geachtet." Er: "Einen Schein?" Ich: "Nee, keinen Schein." Er: "Ich habe dir viel zu viel rausgegeben, fünf Euro." Ich: "Ich habe echt keine Ahnung, ich hab nicht geguckt." Er: "Ich habe dir fünf Euro gegeben – ich weiß auch nicht, warum." Ich (zu mir selbst): 'Warum sollte er mir fünf Euro geben, der Idiot?' – und zu ihm: "Echt keine Ahnung." Wie zum Beweis nahm ich mein Geld aus der Tasche, ein paar Münzen, wir schauten beide ratlos darauf. Er: "Na, egal – ich sehe das morgen bei der Abrechnung, ist nicht so schlimm." Als ich hinausging, drehte sich mir ein bisschen der Kopf. +++ Vorletzte Nacht träumte ich, Suicide würden heute Abend im Club spielen – und ich hatte vergessen, das zu posten. Ich hatte den Booking-Kalender aufgeschlagen, und da stand für heute drin: Suicide. Das ärgerte mich – ich hatte das völlig verpennt. Suicide, das war schon echt mal 'ne Nummer! +++ Heute Abend im Club: SPK/AO – die zwei mit der wilden Mischung. +++ Volker mochte das Bild oben anfangs nicht, wegen der Zunge. Ich sagte: "Doch, gerade die Zunge – die drückt Lebensfreude aus, pures Vergnügen. Ein Lachen, das gleich aus dir herausprustet!" +++ Oder so ähnlich. +++ Das Ende der Geschichte mit Rastapopoulus jedenfalls: Ich lag dann noch eine Weile so herum, konnte nicht einschlafen. Das Geld aus der Hosentasche hatte ich mir noch einmal herausgeholt und lange betrachtet, und vielleicht hatte er recht: Eigentlich waren das wesentlich mehr Münzen, als es nach meiner Erinnerung hätten sein dürfen: 'Ich fahre morgen einfach noch mal bei dem Typen vorbei – mal sehen, ob zu wenig Geld in der Kasse war.' 'Mann, weiß ich doch nicht: Warum gibt der Idiot mir fünf Euro zurück, wo es nur ein Euro achtzig waren?!' 'Macht ja nichts, liegt doch eh auf dem Weg.' 'So ein Depp, das kann mir doch scheißegal sein!' Und so weiter. Morgens beim Aufwachen dachte ich dann: 'Mein Gott – muss dieser Blödmann halt selber drauf achten, ist doch nicht meine Schuld!' +++ Die Spannung steigt! +++ Das war ein schönes Fotoshooting, damals, am 11. März: Ein früher Samstagnachmittag, die Sonne kam zwischendurch immer mal raus, man dachte so: Schade um den schönen Hof! +++ Das war in diesem alten Hinterhof in der Lausitzer Straße, hinter dem La Raclette. Ein paar alte Ställe, Remisen, eine Autowerkstatt, alter Backstein. Kopfsteinpflaster mit Pfützen. Eine Kulisse wie aus Ein Mann will nach oben. Wird komplett alles abgerissen, wenn ich das richtig verstanden habe, und dann mit Arbeiterschließfächern bebaut. Arbeiter gibt es ja keine mehr, mehr so mit blöden Wohnungen für so Leute halt. +++ Auf dem Nachhauseweg, ihr habt es geahnt: Ich fuhr das Maybachufer hinunter in Richtung Westen. Kurz vor der Ankerklause dachte ich mir: 'Ach, wenn ich hier eh schon mal in der Nähe bin...' und bog auf den Kottbusser Damm, ging in den Späti. Derselbe Formel-eins-Fahrer wie den Abend zuvor. Ich sagte: "Und, war gestern zu wenig drin?" Er: "Was?" Ich: "Na, bei der Abrechnung? Du warst dir nicht sicher. Mit dem Wechselgeld, gestern." Er: "Ach so. Keine Ahnung. Hab ich nicht dran gedacht." Ich: "Ach so. Na, egal. Ich nehm' dann mal noch 'ne Tüte Chips." Und habe ihm irgendwas in die Hand gedrückt, er hat mir irgendwas wiedergegeben, wir haben gelacht. +++ Puh, lange Geschichte.

Überschrift inspired by: Kaltes klares Wasser © Malaria!, 1981
Überschrift: Theme From M*A*S*H (Suicide Is Painless) © Manic Street Preachers (Cover), 1992
Lyrics: Theme From M*A*S*H (Suicide Is Painless) © Manic Street Preachers (Cover), 1992
Cheree © Suicide, 1977
Tim und Struppi – Die Zigarren des Pharaos © Hergé, u.a. 1955
Ein Mann will nach oben (13-teilige Fernsehverfilmung nach Fallada) © ZDF, 1978

1 Kommentare:

Anonym

ich mag die Geschichte.

 
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