Flipping out / I'll never be Maria Magdalena.

Gestern in Buckow © Kai von Kröcher, 2013















Ich habe von Sandra geträumt. +++ Welche Sandra, werdet ihr fragen, aber da weiß ich jetzt auch nicht genau, wie die heißt, und ob die überhaupt einen Nachnamen hat. Sandra eben, die Sängerin: Maria Magdalena, kann das sein? +++ Jedenfalls träumte ich, und das bekommt jetzt gleich wieder so einen menschelnden Spin, also ich träumte, Sandra wäre ganz frisch mit einem Kumpel von mir zusammen, und da waren dann alle bemüht, sich zu erinnern, wie scheiße Sandra doch immer gewesen sei: Die-geht-ja-gar-nicht-mäßig. Und ich mittendrin. Und als ich aufwachte, fragte ich mich, warum das so ist. +++ Und jetzt weiß ich nicht mehr, worauf ich hinaus wollte. +++ Gestern um Mitternacht kam der Joe rein. Ich sage ja immer: der Joe – so wie zum Beispiel der Dicke von den Rosenheim-Cops immer 'der Joe' sagt, wenn er vom Joe von der Szenegaststätte Times Square in Rosenheim spricht. Ist auch egal, jedenfalls kam der Joe rein, der Joe Jackson, zusammen mit einem älteren Briten. Ich dachte so, sieh einer an: der Joe! +++ Man weiß ja, dass der Joe äußerst scheu und sensibel ist, und ich zapfte den beiden zwei kleine Biere und machte auf desinteressierten, diskreten Barmann. Was mir nicht schwer fiel, weil ich eh kein Joe-Jackson-Fan bin und bei Steppin' Out, wenn es denn mal bei Kaiser's unten in der Lebensmittelabteilung läuft, sprichwörtlich würgen muss, auch wenn ich den Joe so als Musiker schon irgendwie schätze, aber egal. +++ Jedenfalls freute ich mich insgeheim, dass dieser menschenscheue Mensch nach langer Zeit wieder einmal in den Club gefunden hatte. Und, als wäre es ein bescheuerter Film, poppte genau in dem Moment, als ich den beiden die Biere hinstellte, wie so ein Kasper im Kasperletheater im Eingang hinter dem Joe plötzlich so ein nerviger großer Typ auf, der mir vor Monaten schon einmal unterschwellig auf den Sack gegangen war, weil er, alleine am Tresen, angefangen hatte, Luftbass zu spielen und dabei so zuckende Bassmann-Bewegungen zu machen. +++ Jetzt machte er eine abwehrende Geste und zeigte auf eine Flasche Bier in seiner Hand, nach dem Motto, danke, ich habe mir selber was mitgebracht. Dann fläzte er sich direkt neben den Joe, rückte ihm buchstäblich auf die Pelle und stierte ihn starr von der Seite an. Ich dachte, na toll, das passt ja mal wieder prima. +++ Der Joe sprang auf und floh in die Kuschelecke, sein Kumpel hinter ihm her. Der nervige Typ, der nebenbei bemerkt irgendwie ziemlich cool aussah, aber das nur am Rande, blieb sitzen. Ich sagte zu ihm: "Weißt du was, du gehst mir mit deiner ganzen Ausstrahlung und deinem mitgebrachten Bier auf die Nerven, ich möchte, dass du jetzt gehst." – Er meinte, wenn's nur an dem Bier liegt, dann soll ich das wegschütten und ihm ein neues verkaufen." – Da war mir wieder der Wind aus den Segeln genommen, und ich sagte: "Okay, versuchen wir's mal." – Dann schlief er ein. +++ Ich stupste ihn an und sagte: "Weißt du was, du gehst mir jetzt doch auf die Nerven. Das Bier schenke ich dir, aber trink's bitte draußen." – Da regte er sich fürchterlich auf, was ich für ein aggressiver Barkeeper sei. Und ob man überhaupt jemanden einfach so rauswerfen darf, nur weil einem seine Nase nicht passt. Er zwinkerte mich dabei die ganze Zeit an, und ich dachte, brauchst gar nicht zu zwinkern! +++ Ruckartig stand er auf und schimpfte: "Willkommen in dieser Stadt!" – Ich meinte, was das denn mit dieser Stadt zu tun hätte. Dann ging er in Richtung Toiletten, wo, wie wir uns erinnern, der Joe immer noch in der Kuschelecke saß. Ich rief zu ihm rüber: "Hey, da ist der Ausgang", und zeigte zur Tür. Dann war er weg. +++ Joes Kumpel immerhin bestellte noch mal zwei Bier, und später erfuhr ich, dass Mario den großen, nervigen Typen auch schon mal vor die Tür gesetzt hatte. +++ Samstagabend im Club: Huck L. Burger.

Überschrift inspired by: Steppin' Out © Joe Jackson, 1982
Überschrift also inspired by: (I'll Never Be) Maria Magdalena © Sandra, 1985

6 Kommentare:

Julia

Sehr schön. Und ich habe noch eine VHS-Kassette von einer Modenschau, die wir unter anderem zu besagtem Sandra-Song im wohnzimmer aufgeführt haben. Ich trage eine Strumpfhose, einen Lila gestreiften Pulli und einen lila-durchsichtigen plastikregenschirm. Good Times.

Hacket

Das mußtest Du einfach mal loswerden, stimmts?

KvK

Julia, kommt man an das VHS-Material irgendwie ran? Und Hacket: Sowas von, wie ich das loswerden musste – ich fühlte mich wie ein Dampfkochtopf himself gestern, als dieser Typ mir den Joe fast vergraulte.

julia

vielleicht eine idee für das nächste video. kann man ja sicher digitalisieren. habe seit heute morgen übrigens den ohrwurm.

KvK

Bin gespannt!

julia

gespannt wie'n lila plastikregenschirm? harhar.

 
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