Anderthalb Stockwerke drüber © Kai von Kröcher, 2015 |
You had something to hide. +++ Vorhin, als ich an meinem Küchenfenster stehe, ruft schräg gegenüber, Luftlinie vielleicht fünfundfünfzig Meter – aus einem direkten Freistoß heraus jedenfalls würde ich niemals im Leben auf diese Entfernung ein Tor schießen – vielleicht auch nur vierzig. +++ Meter. +++ Auf jeden Fall steht dahinten genauso ein älterer Vogel an seinem Fenster – und ruft nach seine Olle. Jetzt stehen sie beide da – er im weißen Klischee-Unterhemd, sie mit weißer Klischee-Lockenwicklerfrisur – und zeigen in meine Richtung, bloß anderthalb Stockwerke höher: »Nu, sach mal, da brennt's doch!« +++ Im Kessel des Hofes war alles von blauen Rauchschwaden durchzogen, eine jüngere Frau stand da unten, schaute ebenfalls zu mir hoch und telefonierte anscheinend gerade die Feuerwehr an. +++ Der frühere Barbesitzer, ungefähr 50 Meter die Straße links hoch, wenn man aus dem Club auf die Ohlauer Straße hinaustritt, ebenfalls Fotograf, hatte mich gestern zum Besuch der Anton Corbijn-Ausstellung motiviert. Ich gehe sonst ja fast nie in Ausstellungen. +++ Danach, in der Nacht, hatte ich tolle Träume, an die ich mich leider nur vage erinnere. Die schönsten Träume gaben sich kurz vor dem Aufstehen die Klinke in die Hand: Ich träumte auch von dem Schornsteinfeger, der sich für heute früh angesagt hatte. +++ Kurz nach acht klingelte es an der Tür, und da stand – jetzt plötzlich kein Traum mehr – auf meinem Abtreter eine halbjunge, naturblonde Frau im kohlrabenschwarzen Overall. Aufgeweckt, während ich mir den Schlaf aus den Augen rieb, sagte sie kess: »Guten Morgen: Schornsteinfegerweckdienst!« Ich dachte, dem Kollegen an ihrer Seite, Typ gemütlicher Vollstreckungsbeamter, dem zieh' ich am besten einfach ein Stuhlbein über den Kopf. +++ Sie brannten heute die Schornsteinschächte aus, und im ganzen Haus riecht es wie beim Hypnotiseur seinerzeit gerade, als er mich damals auspendelte wegen eines elendig gebrochenen ..., aber lassen wir diese alten Geschichten. +++ Bei der Gelegenheit heute nutzte ich gleich mal die Aussicht von anderthalb Stockwerke drüber – aus meiner Küche sieht man ja immer nur die Spitze des Fernsehturms. Und machte nach etlichen Wochen endlich mal wieder ein Foto.
Überschrift inspired by: Achtung Baby © U2, 1991
Lyrics: Policy of Truth © Depeche Mode, 1990
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