
Bis gegen halb acht saßen wir träge vorm Club in der Sonne und fragten uns, was wohl aus dem angekündigten Demontrationszug geworden sei. Dann tauchte er auf einmal am Horizont Hobrechtbrücke auf und die schwarze Welle einer unfassbar großen Menschenmenge rollte bedrohlich grollend auf uns zu. Weedman nannte mich einen Feigling, als ich den Rollladen herunter ließ, und tatsächlich zog der nicht enden wollende Zug vollkommen peaceful und stressfrei an uns vorüber und umspülte meinen kleinen Biergarten samt Gästen, wie eine buddhistische See eine Insel im Pazifistischen Ozean umspült. Erst später am Abend wurden Tische und Stühle als Wurfgeschosse benutzt, um vorbeifahrende Taxis unter Beschuss zu nehmen. Weedman rettete unter Einsatz seiner Gesundheit die Sachen ins Haus. Ein Stuhl fehlt seitdem. Vielleicht hat er sich eine Kurzstrecke genommen. Volker Hauptvogel (im Bild links der mit der Beck's-Flasche) meinte früher am Abend, in der Reichenberger oder so hätte ein Polizist einen Hund erschossen, aber sonst sei alles ruhig. +++ Noch früher, am Mittag kurz vor der Expertenrunde, war ich mit Hardy am "Chappinski" vorbei geschlurft, um spontan zur Eröffnung zu gratulieren. Da wurde Chappi himself gerade in einen Krankenwagen verfrachtet und mit Blaulicht davon gefahren. Ich dachte, oh, Gott, jetzt hat er einen Herzinfarkt oder Nervenzusammenbruch. Zum Glück hatte er sich in der Küche aber nur ein Stück vom Daumen abgeschnitten. Nachts tauchte er mit dickem Verband im Club auf und trank einen Jägermeister auf den Schreck. +++ Am heutigen Nachmittag zeigen wir auf Heidis speziellen Wunsch das Zweitliga-Aufstiegsderby St. Pauli gegen Fürth. 17:30 Uhr geht's los – kommt alle!
Handyfoto: Die Revolution überrollt den club49 © KvK, 2010
Dein Bericht ist viel schöner als der live-ticker der taz. Dort gab's ein schönes Wort: entglast.
AntwortenLöschenDa bin ich ja froh, dass ich nicht entglast worden bin.
AntwortenLöschenDu hast ja auch den Laden runtergelassen, du alter Fuchs.
AntwortenLöschenIch hab alles gesehen. Ich bin Zeuge. Aber zum Glück anonym. Kai's fehlender Stuhl liegt jetzt auf dem Rücksitz eines Taxis.
AntwortenLöschenEin später Höhepunkt war dann, wie der Promiwirt, nur mit einem dünnen T-Shirt bekleidet, im gerade abklingenden Regen stand, die Faust gen Himmel reckte und ein halblautes "Revolution" zischte. Da hatte er den Rolladen aber auch schon wieder offen.
hat der Promiwirt das echt so gemacht?
AntwortenLöschenimmerhin...cool!
Kampf dem unmenschlichen Kapitalismus!
vielleicht klappt`s ja mal...
und alles wird doch noch gut...
*lach*
AntwortenLöschenDanke dafür...!!!
AntwortenLöschenwollte echt heut besser schlafen...
Ich glaube, als der Promiwirt sein "Revolution" zischte, wollte er nur auf satirische Art und Weise die Absurdität der Ereignisse kommentieren, die sich soeben vor unseren Augen abgespielt hatte. Oder er wollte würdigen, dass einer seiner Klappstühle es dem unmenschlichen Kapitalismus in Form eines Berliner Taxifahrers gerade aber ordentlich gegeben hatte. Wer weiß das schon.
AntwortenLöschenMein ganzer Respekt gilt allerdings der Tatsache, dass er dabei in dieser Scheißkälte nur ein dünnes T-Shirt trug.
da hatte sich dieser Klappstuhl allerdings das falsche Ziel "gesucht"!
AntwortenLöschenSatire kann oft hilfreich sein...
Was wird kommen in diesem Jahrhundert?
AntwortenLöschenHoward Carpendale – das Comeback.
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