
Zehn Kilo leichter. Die altbewährte Zimmer-256-Diät. "Zum Finanzamt, bitte", sagte ich dem Taxifahrer am Kotti. "Finanzamt", wiederholte er. Er fuhr eine seltsame Route, und ich dachte, jetzt lass den mal machen, der kriegt das schon hin. In einem Couvert die Einkommenssteuer 2008 und 2009. Frist verlängert bis 15. November, was heute war. Die Zeiger standen auf kurz vor eins, und ich hatte keine Ahnung, wie lange die Jungs da heute geöffnet hatten. Die Route blieb seltsam, und als er mich vorm Rathaus oder dem Bürgeramt an der Yorkstraße raus setzen wollte, sprang der Zeiger auf eins. Ich sagte: "Das ist nicht das Finanzamt." – "Finanzamt, ja, ja." Ich hasse das. Ich maule nicht gerne Taxifahrer blöd an: "Das ist nicht das Finanzamt. Finanzamt ist Mehringdamm." – "Ja, ja. Mehringdamm. Mehringdamm hier." Ruuuhig, Brauner, ruuuhig! "Das hier ist Yorckstraße. Wenn ich zu Fuß gehen will, nehme ich mir kein Taxi. Finanzamt ist Mehringdamm. Äh, Mehringdamm 22." Er ließ den Motor an und wendete umständlich. Es war jetzt 13:02 Uhr. Ich dachte, wenn die um eins zumachen und ich komm nicht mehr rein, haue ich dem aufs Maul. Am Eingang stand: Sprechzeiten Montag 8:00 - 13:00. Ich raste die Treppe hoch in den Zweiten. Vor seiner Amtsstube stand gerade der quirlige Herr K. "Guten Tag, ich hoffe, ich bin nicht zu spät (weil, der Taxifahrer, die blöde Sau...), weil, es ist ja schon kurz nach eins." – "Kommen Sie rein, nehmen Sie Platz. So genau nehmen wir's damit nicht!" Ich bringe den echt mal irgendwann mit in den Club, den Herrn K. +++ Gestern Nachmittag München gegen Nürnberg: Neulich das Wort Empathie gelernt und ich finde es gut. Empathie. Empathie ist zum Beispiel, wenn man sich als bekennender Sympathisant des FC Bayern nicht richtig freuen kann, wenn die tapferen Nürnberger in Grund und Boden geschossen werden. Wenn man denkt, Gott sei Dank, als Gomez den Elfer zum 4:0 dann doch über den Querbalken hämmert. +++ Gestern beim Spiel kam so'n Vogel rein, so ein kleiner Typ. Kommt rein, stellt sich an den Tresen, zwinkert mich an und haut wieder ab. Ein ziemlich besoffener Araber, oder so. Gott sei Dank, denke ich. Das hätte doch nur wieder Ärger gegeben. Fünf Minuten später ist er dann wieder da und bestellt sich ein Beck's. Während das Beck's noch halbvoll ist, bestellt er sich noch ein Beck's. Stiert mich die ganze Zeit verschlagen an. Ich denke, wenn ich dem den Rücken zudrehe, zieht er mir die Flasche über die Rübe. Schnorrt eine Kippe nach der nächsten. Bestellt noch ein Beck's. Und 'n Stolli. Und 'ne Cola. Quatscht irgendwen voll. Als ich ihm den Rücken zudrehe, macht er sich aus dem Staub. Ich raus und ihm hinterher. Ich hasse so'n Scheiß. Ich frage ihn, ob er nicht vielleicht auch mal zahlen will. "Aber ich hab doch kein Geld", meint er. Ein einleuchtendes Argument. Ich biete ihm einen Deal an: "Okay, dann machen wir das so: Wenn du das nächste Mal kommst, schmeiß ich dich einfach raus." – "Äh, ja. Okay." +++ Tschüss.
Foto: Manuel (Dualesque) © KvK, 2010